Das Dentsqhe Reith und seine einelnen Slieder. (Aug. 30.—Sept. 6.) 139 der Zentrumspartei wohnt, war die Aufnahme der Redner durch die jedes- mal an 5000 Köpfe zählende Zuhörerschaft. Wenn einer der Redner Bei- fall ernten wollte, brauchte er nur das Wort Jesuiten auszusprechen; tosender, endloser Beifall ließ dann die Halle erzittern, ehe noch die beifalljubelnden Tausend wußten, was noch an das Wort angehängt würde. Als aber Professor Schröers als Fachmann der Wissenschaft hinwies und nachwies, wie so wenige Katholiken den Weg der Wissenschaft wandelten, da war wenig Verständnis und Beifall zu finden, und als der menschenfreundliche Kleriker Müller die elende Lage der verwahrlosten Kinder schilderte und deren Seelenheil als gleichwertig mit der Parität erachtete, da ertönten sogar höhnische Bravos und Zurufe der Ungeduld, denn der politische Magen hungerte nach andern Genüssen.“ 30. August. (Berlin.) Parteitag der freifinnigen Volks- partei Berlins. (Vgl. 22. September.) Der Parteitag lehnt die Ausdehnung des allgemeinen direkten Wahl- rechts auf die Gemeindewahlen ab, ebenso die Trennung von Staat und Kirche und die räruen die Fortbildungsschulen obligatorisch zu machen. Ein großer Teil der freisinnigen Presse greift diese Beschlüsse und den Abg. Eugen Richter, auf den sie vornehmlich zurückgeführt werden, heftig an; so die „Voss. Ztg.“, „Berliner Ztg.“, „Volks-Ztg.", „Berl. Tagebl.“ Abg. Richter antwortet in der „Freis. Ztg.“ September. Cholera. Vereinzelte Fälle von cholera asiatica werden im Regierungsbezirk Kassel bemerkt, im Weichselgebiete ist die Seuche ebenfalls hin und wieder aufgetreten. Mit Rücksicht darauf bestimmt der Kaiser, daß für die Kaisermanöver des ost= und westpreußischen Armeekorps größere An- sammlungen von Zivilpersonen thunlichst zu vermeiden sind. 2. September. Deutscher Weinbaukongreß in Mainz. 3. September. Der Kaiser und die Kaiserin nach Königs- berg zur Abhaltung der Kaisermanöver, an denen u. a. die Könige von Sachsen und Württemberg, sowie Prinz Albrecht teilnehmen. 4. September. (Königsberg.) Feierliche Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals in Gegenwart des Kaiserpaares. 6. September. (Königsberg.) An der Galatafel hält der Kaiser, nachdem er ein Hoch auf den König von Württemberg ausgebracht und dieser mit einem Hoch auf das Kaiserpaar geant- wortet hat, folgende Rede: „Ich begrüße Sie, meine Herren, in diesem altehrwürdigen Schlosse als Vertreter dieser mir so teuren Provinz und heiße Sie von Herzen will- kommen. Der Empfang der alten Krönungsstadt Königsberg, den ihre Be- völkerung uns bereitet hat, ist Ihrer Majestät und mir zu Herzen gegangen und danken wir ihnen aufs innigste dafür. Es sind nunmehr vier Jahre verflossen, seitdem ich mit Ihnen bei dem mir von der Provinz gebotenen Mahl vereint war. Ich betonte damals, daß die Provinz Ostpreußen als eine hauptsächlich Landwirtschaft treibende vor allen Dingen einen leistungs- fähigen Bauernstand erhalten und behalten müsse und daß sie als solche die Säule und Stütze meiner Monarchie sei. Es wird daher mein stetiges Bestreben sein, für das Wohl und die landwirtschaftliche Hebung Ostpreu-