Das Denishe Reithh und seine einzelnen Glieder. (Januar 9.) 3 der arbeitenden Klasse anstrebten, scheiterte teilweise an dem Widerspruche der Sozialdemokraten oder kam gegen deren Willen zu stande. Ich erinnere nur an das Alters= und Invaliditätsversicherungsgesetz, die Unfallversiche- rung, das Gesetz über die Sonntagsruhe u. a. Die besten Löhne, die vor- züglichsten Wohlfahrtseinrichtungen bestehen dort, wo die Arbeiter scharfe Gegner der Sozialdemokratie find. Sehen Sie sich nur einmal die Fabrik des Herrn Krupp und anderer Kollegen auf unserer Seite an und ver- gleichen Sie damit die Einrichtungen bei der sozialdemokratischen Genossen- schaftsbäckerei. Die Arbeiter streikten bekanntlich dort wegen zu niedriger Löhne. Dabei gingen die Leiter solcher Arbeiter-Erwerbsgenossenschaften noch häufig mit den Geldern durch. Man sagt, wir machten mit den reichen Juden Geschäfte und schimpften auf die kleinen. Merkwürdig ist doch aber, daß meines Wissens bei keiner Fraktion außer der sozialdemo- kratischen Juden Mitglieder sind. Man wirft uns vor, wir hätten uns auch über die Agitation der christlich-sozialen Arbeitervereinigungen be- schwert. Nun, das Organ dieser Bewegung im Rheinland ist „Die Hilfe“ des Pfarrers Naumann und diese geht ganz offen mit den Sozialdemokraten zusammen. Einer ihrer Hintermänner ist der bekannte Karl Weber. Syste- matisch schürt die „Hilfe“ die Unzufriedenheit der Landarbeiter und ver- leidet ihnen sogar das Weihnachtsfest und die Weihnachtsbescherungen, die die Wohlthätigkeitsvereine den Kindern der ärmeren Leute veranstalten. Zum Glück wird ja diese Neigung von der sonstigen evangelischen Kirche nicht geteilt. Dieses Liebäugeln mit der Sozialdemokratie geht durch eine ganze Reihe von Blättern. Ich erinnere nur weiter an „den neuen Kurs“, der ja bis in hohe Kreise hinauf Beschirmer haben soll. Unverständlich ist mir ferner gewesen, wie ein solches aufreizendes Stück wie „Die Weber“ vom Oberverwaltungsgericht freigegeben werden konnte. Wenn man da- gegen bedenkt, wie auch hier im Hause die Herren Sozialdemokraten stets mit Glaceehandschuhen angefaßt werden, obwohl sie doch durch ihre Mcje- stätsbeleidigungen uns geradezu verhöhnen, wie Herr Bebel es wagen kann, der ganzen Nation Bedientensinn beizulegen und unser glorreiches Deutsches Reich mit dem römischen Reiche unter Tiberius in Parallele zu stellen, dann meine ich, ist es die höchste Zeit ihm zuzurufen: quousque tandem Catilina! Ich begrüße diese Vorlage als ersten Schritt zur Gesundung, weil sie den Schein zerstört, als ob die Regierung mit der Sozialdemokratie paktiert, und weil sie ferner eine Handhabe bietet, nicht bloß den Ver- brecher, den Verführten zu treffen, sondern auch den Verführer. Ich halte denjenigen für ebenso schuldig, der das Dolchzücken verherrlicht und dazu auffordert, als denjenigen, der den Dolch selbst in die Brust eines Gegners gesenkt hat. Man hat sich gegen die Vorlage ausgesprochen, weil sie ein Ausnahmegesetz sei. Warum soll denn ein Ausnahmegesetz nicht auch heilsam sein: Die Gewerbe-Ordnung ist auch ein Ausnahmegesetz, nämlich gegen die Arbeitgeber, sie soll den Arbeiter gegen die Ausbeutung schützen. Ebenso gut und noch viel mehr muß der Arbeiter gegen die sozialdemokratische Ausbeutung geschützt werden. Abg. Gröber (3.) beantragt die Vorlage zur ernsten Prüfung an eine Kommission von 28 Mitgliedern zu verweisen. So lange Ausnahme- gesetze u. a. gegen die Jesuiten beständen, würde das Zentrum dem Bundes- rat keine scharfen Waffen gewähren, die gegen alle Parteien gerichtet werden könnten. Die Vorlage stellte den für die Rechtspflege ganz neuen Begriff der Anpreisung von Verbrechen auf. Nun gibt es heute eine wissenschaft- liche Richtung, welche die innere Willensfreiheit des Menschen leugnet und den Schuldbegriff völlig streichen will. Ja, es gibt Professoren, die das Recht auf Revolution predigen. Müßten solche Lehren nicht auch unter 1°