496 J. 4. Der Befreiungskrieg. Patrioten, mußte auf den Wunsch der Hofburg abberufen werden. In Teplitz legte Humboldt einen veränderten Entwurf vor, der aber zu Metternich's Entsetzen die Vorschrift enthielt, daß die Centralverwaltung in den eroberten Ländern die Landstände einberufen solle. Neue Bedenken, neue Verschleppung. Auch Nesselrode, Alexander's neuer Rathgeber, der sich immer gelehriger in Metternich's Anschauungen einlebte, zeigte lauen Willen. Die Sache blieb liegen, und erst nach der Leipziger Schlacht, am 21. October wurde ein neuer Vertrag unterzeichnet, welcher die mit so stolzen Erwartungen begründete Behörde jeder politischen Bedeutung beraubte. Stein und sein treuer Mitarbeiter Eichhorn wünschten, daß den zur Coalition übertretenden Kleinfürsten nur die vorläufige Fort— führung der Regierung unter der Aufsicht der Centralverwaltung belassen würde; dann hätten sie jedes Hoheitsrecht, das ihnen die künftige Bundes— acte zurückgab, als ein Geschenk von Seiten des Deutschen Bundes be— trachten müssen. Metternich wollte umgekehrt die kleinsten Fürsten dadurch gewinnen, daß er ihnen den Fortbestand ihrer durch die Beraubung des alten Reichs geschaffenen Machtvollkommenheit verbürgte; die Central— verwaltung erschien ihm um so gefährlicher weil er fürchtete, daß sie die Vereinigung Sachsens mit dem preußischen Staate vorbereiten könnte. Seine Ansicht drang durch. Die Wirksamkeit der Centralverwaltung wurde beschränkt auf die Leitung der Rüstungen und der Heeresverpflegung in den eroberten Gebieten; Stein mit einem Rathe von Agenten der ver— bündeten Regierungen erhielt die oberste Aufsicht; die von ihm angestellten Militärgouverneure sollten immer nur durch die bestehenden Obrigkeiten ihre Befehle ausführen lassen. Wer freiwillig der Coalition beitrat, durfte durch Vertrag sein Land vor der Einmischung der Centralverwal— tung sicherstellen. In seinem also beschränkten Wirkungskreise hat der Centralverwaltungsrath unter Stein's kraftvollen Händen sehr Tüchtiges geleistet, obgleich er beständig mit dem bösen Willen der rheinbündischen Souveräne zu kämpfen hatte; aber der ursprüngliche kühne Plan, die Gebiete der Kleinfürsten als herrenloses Gut zu behandeln, wurde durch Oesterreich vereitelt. Unterdessen hatte Metternich seine kostbare Vollmacht benutzt und mit Baiern abgeschlossen. Trotz der günstigen militärischen Lage der Alliirten hegte man in dem zaghaften Hauptquartiere drei Wochen vor der Ent— scheidungsschlacht noch so wenig feste Siegeszuversicht, daß selbst der Czar die kleine bairische Armee als eine sehr werthvolle Verstärkung ansah. Noch höheren Werth legte Metternich auf den Zutritt Baierns; er hoffte durch eine rasche Verständigung mit dem Münchener Hofe die in den letzten acht Jahren verlorenen Westprovinzen, Tyrol und die Umlande, sofort zurückzugewinnen und damit die Pforte Italiens dem österreichischen Heere zu öffnen, endlich allen Rheinbundskönigen durch die That zu be— weisen, daß sie in der Hofburg einen nachsichtigen Gönner fänden. Im