Metternich's Antwort. 633 Denkschrift. Metternich erlaubte sich dazu noch die unziemliche Bemerkung, die persönlichen Gefühle des Königs Friedrich Wilhelm dürften einer ge— sunden Politik nicht im Wege stehen. Ein entschlossener preußischer Staatsmann mußte nach Empfang dieser Erwiderung sofort erkennen, daß auf die beiden Bundesgenossen kein Verlaß und ein fester Anschluß an Rußland geboten war. Von den drei preußischen Bedingungen hatte Metternich zwei rundweg abgelehnt; und wer irgend wußte, wie wenig selbst ein entscheidendes Ja aus diesem Munde bedeutete, der mochte leicht berechnen, wie viel auf die halbe, gewundene, widerwillige Zustimmung zu der dritten Bedingung zu geben sei. Lag es denn nicht auf flacher Hand, daß „die Gewalt der Umstände die Ein— verleibung Sachsens nicht mehr unvermeidlich machte“, sobald Preußen den größten Theil von Warschau zurück erhielt? Metternich aber rechnete auf das leichtgläubige Vertrauen seines preußischen Freundes und froh— lockte laut, daß er seine Gedanken so geschickt umhüllt habe. Auch Gentz war mit der schriftstellerischen Leistung seines Freundes einverstanden und weissagte jubelnd an Wrede's Tafel, in vierzehn Tagen würde das System der europäischen Allianzen verschoben — das will sagen: eine Annäherung Oesterreichs an die Westmächte vollzogen sein. Gentz war es, der den Fürsten Metternich bewogen hatte in der Mainzer Frage so bestimmt ablehnend aufzutreten; selbst durch ein Bünd— niß mit Frankreich, meinte er grimmig, müsse Mainz vor Preußens Hab— gier gerettet werden. Diese Ansicht fand einen treuen Bundesgenossen an der unsterblichen Neigung unserer Kleinfürsten, das einfach Zweckmä— ßige nicht zu thun, die bedrohten Stellen des Vaterlandes stets den schwächsten Händen anzuvertrauen. Die ernestinischen Höfe, Nassau und Hessen erklärten am 25. October, diese wichtige Festung dürfe an keinen der größeren Staaten, weder an Baiern noch an Preußen, preisgegeben werden; sie gehöre dem gesammten Deutschland. Man schlug vor, einen neuen Deutschen Orden zum Schutze der Rheinfestung zu bilden; so all— gemein war der Widerspruch gegen die Befestigung der preußischen Macht am Mittelrhein, daß der Freiherr vom Stein endlich auf den künstlichen Plan verfiel, den Kronprinzen von Württemberg als deutschen Feldmar— schall in Mainz zu versorgen. Wer sehen wollte konnte auch aus anderen Anzeichen entnehmen, wie Oesterreich gegen Preußen gesinnt war. Die im tiefsten Vertrauen an Metternich mitgetheilte preußische Landkarte, welche jenen „Isthmus“ südhannoverschen Landes zur Verbindung der östlichen mit den westlichen Provinzen für Preußen verlangte, wurde, wie Münster selbst erzählt, durch die österreichischen Staatsmänner dem wel— fischen Diplomaten verrathen. Gleichzeitig mit der Antwort an Hardenberg (22. Oct.) erklärte Met— ternich in einem Schreiben an Castlereagh: Oesterreich könne nur ungern einen Zwischenstaat fallen lassen, der so oft für das Gleichgewicht Deutsch—