Ergebnis der Konferenzen. 569 lachte, höhnte Gentz über die Bedrängnis des Weimarischen Altburschen und seines liberalen Anhangs; und fast so ergeben wie damals der schwache Joachim II. stand jetzt wieder ein Hohenzoller neben dem österreichischen Herrscher. Und doch mußte Osterreich bald erfahren, daß jene Krone, welche sich Kaiser Franz einst selber vom Haupte gerissen hatte, durch die Gaunerkünste einer verlogenen Diplomatie nicht wieder zu gewinnen war. Auch in früheren Zeiten war Osterreichs Herrschaft für die Deutschen immer ein Unheil gewesen; je lichter das Gestirn der Habsburger er- glänzte um so tiefer stets lag die deutsche Nation darnieder. Jener große Kaiser, der einst in Augsburg den Protestantismus bändigen wollte, bot den Deutschen immerhin einen Ersatz für die verlorene Freiheit, einen mächtigen Gedanken, der einen Julius Pflugk begeistern konnte, die grandiose Idee des katholischen Weltreichs. Was aber vermochten diese kleinen Seelen, die jetzt in Kaiser Karls Fußtapfen zu treten versuchten, der Nation zu bieten? Nichts als Druck und Zwang, nichts als eine gewissenlose Ver- bildung des Bundesrechts, welche den Deutschen ihre einzige nationale Institution zum Ekel machen mußte, und in den Kauf noch die Lüge, daß Deutschland vor einer eingebildeten Gefahr gerettet worden sei. Für die realen Interessen der Nation hatte Metternich nur ein spöttisches Lächeln. Eine Mahnung der kleinen Höfe an das noch immer ungelöste Versprechen der deutschen Verkehrsfreiheit fertigte der österrei- chische Staatsmann mit einigen leeren Redensarten ab. Dem preußischen Minister hatte er versprechen müssen, daß der widerliche Streit über die Bundesfestungen jetzt endlich zum Abschluß kommen solle; auf Preußens Verlangen waren auch Langenau und Wolzogen bereits in Karlsbad er- schienen, der letztere zum Schrecken der strengen österreichischen Partei, die ihn als einen Sendling der deutschen Revolutionäre beargwöhnte. Aber Metternich fand über so vielen wichtigeren Geschäften keine Zeit, um mit den beiden Generalen die verabredete Beratung zu halten.)) Was galt auch dieser Staatskunst die Sicherung der deutschen Grenzen neben den großen Kulturaufgaben der Zensur und der Studentenverfolgung? Und wie die neuen Beherrscher Deutschlands unvergleichlich kleiner und nichtiger waren als weiland die habsburgischen Helden des Schmalkaldener und des Dreißigjährigen Krieges, wie sie ihren Erfolg nicht der Macht siegreicher Waffen, sondern allein der törichten Angst der deutschen Höfe verdankten, so trat auch der unvermeidliche Rückschlag nicht jäh und gewaltsam ein, wie einst in den Tagen Moritzs und Gustav Adolfs; er erfolgte langsam, unmerklich, aber um so sicherer. Osterreich hatte den Deutschen einen Stein statt eines Brotes gereicht. Sobald dann Preußen den Entschluß faßte, sich der Not dieses Volkes ehrlich anzunehmen und ihm die wirtschaftliche Einheit zu bringen, welche allein Preußen schaffen * Bernstorff an Hardenberg, 25. Aug., 2. Sept. 1819.