728 IV. 10. Der Kölnische Bischofsstreit. feurigem Rosse dar, denn in solcher Gestalt lebte der kleine Fürst mit der großen Seele im Gedächtnis seines Landes. Bald nach dem Tode des dritten Friedrich Wilhelm schuf Drake das andere der beiden Hohenzollern— denkmäler, welche das Volk allein wirklich liebt und täglich betrachtet: ein Bild der Güte und der Treue erschien der anspruchslose König in seinem einfachen Uniforms-Überrocke, am Rande des stillen Gewässers, inmitten der alten Bäume des Tiergartens, und unter seinen Füßen spielten glückliche Kinder. Tief und aufrichtig war der Schmerz, als sich im Frühjahr 1840 die Kunde von der Erkrankung des Königs verbreitete. Am 1. Juni ließ er noch den Grundstein legen für das so lange geplante Standbild Fried— richs des Großen. Der Kronprinz mußte den Vater bei der Feier ver— treten; nur als die Trommler drunten anschlugen und die zerschossenen alten Adlerfahnen sich senkten, erschien der kranke König im weißen Nacht- kleide auf einen Augenblick an seinem Eckfenster. So sahen ihn die Ber- liner zum letzten Male. Am Nachmittage des Pfingstfestes, 7. Juni, standen die Massen dichtgedrängt auf dem weiten Platze vor dem kleinen Palaste und harrten in tiefem Schweigen, bis von der Rampe herunter verkün- digt wurde, der König habe vollendet. Sobald diese beiden Augen sich schlossen, brachen alle die lang ver- haltenen Klagen und Hoffnungen der Preußen übermächtig hervor, spru- delnd und schäumend wie das flüssige Metall, wenn der Zapfen ausge- stoßen wird. Eine neue Zeit war gekommen, sie forderte neue Männer.