Frankreichs Bedrängnis. 109 entsprach.“) Du Thil machte die angenehme Erfahrung, daß unter diesem Bundestage Selbsthilfe am sichersten ihr Ziel erreichte. — Mittlerweile ging die europäische Krisis unter mannigfachen Schwan— kungen ihrer unvermeidlichen friedlichen Lösung entgegen. Keine der Großmächte, vielleicht mit Ausnahme Rußlands, wünschte in vollem Ernst den allgemeinen Krieg, sie alle wurden durch wechselseitiges Mißtrauen in Schach gehalten. Darum erklärten auch die vier Mächte am 17. Sept., in einem Zusatzprotokolle zum Juli-Vertrage, dem türkischen Gesandten feierlich, daß sie im Oriente weder besondere Vorteile noch Gebiets- erweiterungen für sich erstrebten.“) Gleichwohl geriet Thiers in die peinlichste Lage. Kühne Pläne für Frankreichs afrikanische Machtstellung hegte er nicht, die festländische Politik lag seinem Gedankenkreise näher. Aber eine öffentliche Beschämung Frankreichs konnte ein Mann von seiner Vergangenheit kaum ruhig hinnehmen, und tief empörte ihn die heuch- lerische Sprache in der Presse und den Denkschriften der vier Mächte. Ihr werft uns vor, so sagte er zu Apponyi, daß wir durch die Begün- stigung Mehemed Alis die Revolution nährten, und ihr selber hetzt durch eure Agenten die Völker Syriens zum Aufstande gegen ihren Paschal?) Doch wie sollte er den ungleichen Kampf wagen? Seine leisen Anfragen, ob nicht Preußen und der Deutsche Bund neutral bleiben würden, begegneten scharfer Ablehnung.) Der Turiner Hof, der anfangs an Neutralität dachte, empfing von Metternich die Zurechtweisung: „der Krieg ist nur möglich entweder mit niemand oder mit aller Welt.“# Fuhr das Schwert aus der Scheide, so stand Frankreich der geschlossenen Phalanx des legitimen Europas gegenüber. Thiers schwankte lange, der- weil er die Rüstungen eifrig fortsetzte; noch zu Ende Septembers war er mit sich nicht im reinen.]Die Presse aber erwies sich wieder als eine Macht des Unheils für das neue Frankreich, und Thiers am wenig- sten konnte ihrem wilden Drängen widerstehen, da er seine Laufbahn gutenteils den Zeitungen verdankte. Seine nächsten Freunde im Con- stitutionnel drohten: Wir haben ihn erhoben und wir lassen ihn fallen, wenn er Frankreich preisgibt; „die Gefahr der Schande ist für eine Regierung schlimmer als die Gefahren des Krieges.“ *) Berichte von Dönhoff, 16. Aug. 1842, 3. Aug. 1843. **) Metternich an Neumann, 5. Okt. Liebermanns Bericht, 3. Okt. 1840. **#) Werther d. J., Bericht aus Paris, 13. Sept. 1840. ) Werther d. J., Pariser Bericht, 5. Okt. 1840. )Metternich an Schwarzenberg in Turin, 11. Okt., an Trauttmansdorff 13. Okt. 1840. ##) Werther d. J., Pariser Bericht, 30. Sept. 1840.