Beratungen über die künftige Verfassung. 189 Staatsschuldengesetz mit ständischer Zustimmung rechtzeitig abgeändert und dann die Tilgung eingestellt werden.“) Selbst dieser Mann der alten Hardenbergischen Schule hatte also gelernt von der verwandelten Zeit. Die Meinung, daß Staatsschulden schlechthin vom übel seien, war einst in den knappen Jahren nach den Kriegen aufgekommen und durch Nebenius' klassisches Buch über den öffentlichen Kredit im deutschen Beamten— tum zur Herrschaft gelangt; jetzt da der Unternehmungsgeist erwachte, begannen schon viele Deutsche bewundernd auf England zu schauen, das bei seiner riesigen Staatsschuld doch immer reicher wurde. Freilich blieb Rother noch weit entfernt von der Einsicht, daß jetzt der rechte Augen— blick gekommen war, die preußische Staatsschuld durch produktive An— leihen für den Eisenbahnbau zu vergrößern. Die wohlgemeinten Gutachten der Minister konnten den König nur verwirren; denn sie wurden schriftlich eingereicht, nach und nach, ohne gemeinsame Vorberatung, manche erst nach Jahresfrist, und wichen im einzelnen weit voneinander ab. Es fehlte ein beherrschender staatsmänni— scher Kopf, der die Blicke der Amtsgenossen auf das Wesentliche ge— richtet und im Namen des Ministerrates den Monarchen gebeten hätte: er möge, statt zu künsteln, fest auf dem Boden der alten Gesetze bleiben, an denen er ja selbst als Kronprinz mitgebaut, und aus den Provinzial- ständen einen Reichstag wählen lassen, dessen Zahl und Zusammensetzung noch ganz in der Hand der Krone lagen. Ein solcher gemeinsamer Schritt der Minister war allerdings sehr schwer, bei der subalternen Stellung, welche Friedrich Wilhelm seinen Räten zuwies; sie beschieden sich alle, nur unmaßgebliche Ratschläge zu erteilen und überließen die Verant- wortung dem Monarchen allein. Verstimmt über die Bedenklichkeit der Minister legte der König nach seiner Weise die ärgerliche Sache vorläufig zur Seite und nahm sich im stillen vor, zu gelegener Stunde wieder auf seinen unwandelbaren Plan zurückzukommen. Bei der zwecklosen Berufung der Vereinigten Ausschüsse hatte er soeben alles überhastet; jetzt verlor er wieder eine köstliche Zeit, die Tatenscheu hielt dem Ge- fühle seiner königlichen Unfehlbarkeit die Wage. Im Ministerrate war fortan ein volles Jahr lang von der großen Zukunftsfrage der Monarchie gar nicht mehr die Rede. — Unter allen den Geschenken, welche Friedrich Wilhelm aus dem Füll- horn königlicher Gnade seinen Preußen zu spenden dachte, war ihm die Entfesselung der Presse besonders teuer. Er liebte die Freiheit nach seiner patriarchalischen Weise, er hoffte durch die Freiheit die Presse zu *) Vota der Minister auf die drei Fragen Sr. Majestät, vom 9. Nov. 1842 bis zum 15. Nov. 1843. «