Arnims Entlassung. 275 schleunigst eine Nachrede hinzu: „Die Verjagung Itzsteins und Heckers aus Sandjerusalem und allen Borussenlanden — gewiß, diese brutale, allerhöchst befohlene Polizeiflegelei ist ein herrliches Präludium zu dem an— gekündigten Puppenspiel: Eine preußische Verfassung.“ Daheim wurden die beiden durch gesinnungstüchtige Zweckessen über ihr Mißgeschick ge— tröstet, gewaltige Trinksprüche verkündeten den Zorn der Patrioten über die preußische Tyrannei. Arnim glaubte, nur das Notwendige getan zu haben; in seiner ritterlichen Hingebung wollte er jedoch die Person des Monarchen gegen den öffentlichen Unwillen decken und bat daher, der König möge die Ausweisung nachträglich mißbilligen, um sich mit den Liberalen zu versöhnen, und hierauf ihn entlassen.“) Dies Anerbieten wurde natürlich abgelehnt; als aber Arnim nunmehr ausschied, da hieß es doch überall, er falle als das Opfer seiner reaktionären Gesinnung. Niemand ahnte, wie liberal dieser Verrufene sich in der Verfassungs— beratung gezeigt hatte. Der König nahm Arnims Rücktritt ungnädig auf; eine solche Selb— ständigkeit der Gesinnung wollte er als absoluter Herr auch seinen höchsten Dienern nicht gestatten.“*) Das erledigte Amt übernahm Bodelschwingh, der zugleich den Vortrag als Kabinettsminister behielt und also jetzt die mächtigste Stellung unter seinen Amtsgenossen erlangte; er nannte sich jedoch selbst nur bescheiden Sr. Majestät ersten Schreiber. Noch im Juli sollte eine kleine Kommission von durchaus ergebenen Männern zusammen— treten, um den Verfassungsplan genau nach den Weisungen des Monarchen auszuarbeiten. Der Prinz von Preußen war zur Seite geschoben, der widersprechende Minister entlassen. Nach den verlorenen fünf Jahren hoffte Friedrich Wilhelm nun endlich bald die Tage der Erfüllung zu erleben, durch seine große ständische Monarchie die konstitutionellen Miß— bildungen der Zeit zu beschämen. Sein Schiffsvolk schien willig, sein Ziel meinte er deutlich zu erkennen, und er traute sich's zu, daß ihm das Steuer nicht aus der starken Hand glitte. *) Thile an Bodelschwingh, 11. Juni 1845. *7) Thiles Bericht an den König, 8. Juli 1845. 18*