hat jedes Komma und jeder Gedankenstrich seinen Sinn, da ist es wesentlich, ob ich in Jamben behaglichen Erzählens schwimme oder in Anapästen dramatischen Erlebens mich Überstürze, da ist alles mit zusammengebissenen Zähnen scharf gepackt. Am nächsten Morgen bringt die Luftpost die Zeitung aus Berlin. Ich lese mit Genugtuung mich selbst. Die Aufnahme und Übertragung ist wieder einmal vortreff- lich. Da, beim letzten Absatz, wird mir plötzlich schwarz vor den Augen: ich hatte doch von „Lebeneinteressen“ der Nation geschrieben und nun steht da „Nebeninteressen“; aus epi- scher" Ruhe ist „Etbhische“ geworden, aus dem „vorurteils- losen“ Herrn v. Graefe ein „urteilsloser“; und die deutschen Bundesstaaten haben nicht auf „eigene Gesandten“ verzichtet, sondern auf — „eigene Gedanken“. Fallet über mich, ihr Hügel, bedecket mich, ihr Berge! Aun erscheinen die Stimmungsbilder hier in Buchform ohne alle die Zufallsfebler. Sie sind aufs neue durchge- sehen, die abgestoßenen Stellen poliert. Was ich für die Tägliche Rundschau, wenn der Redaktionsschluß drängte, manchmal im letzten Augenblick auf die Hälfte zusammen- streichen mußte, ist hier wieder ganz. Dazu kommen einige wegen Verspätung überhaupt nicht gedruckte Aufsätze und zur Ergänzung einige Momentaufnahmen aus dem Preußen- parlament. Ein Stück Zeitgeschichte unseres schier verlorenen Volkes wird festgehalten, ehe es entrollt; festgehalten, so wie es in heißen Stunden gesehen wurde, festgenagelt im Wort- laut auch mancher Satz, nach dem man später suchen wird. Persönlich denkt jeder von uns Großstädtern gern an Weimar zurück, auch wenn er wie ich als steinerner Gast dasaß, in dem Leid des deutschen Vaterlandes verstummt. Man empfand doch als Bürger eines Gemeinwesens, war nicht mehr nur ein Sandkorn unter drei Millionen zusammengeschaufelter Berliner. Man kannte schließlich 8