nun aller Hörer Brust. Nur das mit der Konkursmasse hat ebensowenig glaubhaft geklungen wie vorher aus dem Munde der sozialdemokratischen Programmredner. Die Wahrheit ist, daß wir unsere Kapitulation ansagen mußten, ale die Revolte in München, in Kiel und anderswo ausgebrochen war. Bis dahin war die Oberste Heeresleitung gegen einen vernichtenden Waffenstillstand gewesen und hatte weiteren Widerstand gefordert. Also das neue System war der Konkurs; da erst mußte der zusammengebrochene Schuldner die Hände binstrecken und sich die Daumschrauben anlegen lassen. Has braucht der Mehrheitssozialist Keil, der nun zu Wort kommt, von Partei wegen nicht zu wissen. Er setzt uns die ältesten Ladenhüter der roten Wahlrhetorik vor. Es wendet sich der Gast mit Grausen. Die Bänke der Abgeordneten veröden. Selbst die Genossen oben auf der Regierunge- estrade flüchten gelangweilt. Unentwegt setzt Keil seine Volksversammlungerede fort, über die Konkursmasse natür- lich, über die Schuld des alten Sostems, — eine Anklage gegen einen bereits siebenmal totgeredeten Angeklagten. Und doch: ein Satz aus seiner Rede, der ein lebhaftes „Sehr richtig!“ in den Reihen seiner Parteigenossen auslöst, verdient es, als Bekenntnis der Wahrheit festgehalten zu werden. Keil sagt: „Die kurzfristige Kanzlerschaft des ba- dischen Prinzen war bereits das erste Stadium der Revolution.“ Sagt es unter allgemeiner Zustimmung seiner Genossen, die sich wohl kaum mehr daran erinnern, daß Serenissimus Ebert am Eröffnungstage der National- versammlung der „kaiserlichen“ Regierung des Prinzen Max die Schuld an unserer Wehrlosmachung durch den Waffen- stillstand zugeschoben hat. Also den Konkurs. In sehr später Stunde kommt — zum erstenmal in diesem Hause — ein Vertreter der Minderheit zu Wort. Der Graf Posadowsky. ODie Deutschnationalen haben keinen Volks- 41