berger stehen zur Debatte, ein Vertrauensvotum für sie ist nach westlichem Muster beantragt, obwohl dies bei unserer ständigen, nicht wechselnden Mehrheit eine wirklich über- flüssige Komödie ist. Von den drei regierenden Parteien halten die Abgeordneten Meerfeld, Stegerwald, Dr. Gertrud Bäumer ausgiebige Parteireden. Dann wird von den drei regierenden Parteien Debatteschluß beantragt und ange- nommen. So wird der Deutschen Volkspartei und der Deutsch- nationalen Volkspartei mit Gewalt die Nedemöglichteit ab- geschnitten. Mehr noch: eine Entschließung der Deutschnationalen, die ihre eigenen Leitsätze zum Wiederaufbau des Reiches zur Oebatte stellt, wird durch Ubergang zur Tagesordnung von der Besprechung ausgeschlossen. Mehr noch: eine interfraktionelle Entschließung aller ost- märkischen Abgeordneten zugunsten des bedrohten deutschen Ostens ist unter den Tisch gefallen und taucht als Sonder- resolution von nur zwei Mehrbeitsparteien wieder auf, unter- schrieben von zwei Süddeutschen, dem Demokraten Payer und dem Zentrufnemann Gröber; man nimmt also die An- regung im stillen Kämmerlein begierig auf und paradiert dann auf der Estrade mit den erborgten Federn. Stegerwald hat gerade vorher vom Pfauentum unserer Frauen gesprochen, sittliche Läuterung und wahre Freiheit vom Volke verlangt und die soziale Gerechtigkeit der alten Monarchie gepriesen. Fräulein Dr. Bäumer hat gerade vorher neckisch sich darüber gewundert, daß gestern ganze vier Minister hintereinander nötig waren, den Or. Traub zur Strecke zu bringen, und hat den Idealismus gepredigt, der die Gesamtheit über das Ich stelle. Und nun: krasseste Ichsucht der demokratischen Parteien, Vergewaltigung der Redefreiheit, Niederknüttelung der Min- derheit! Ein Sturm der Entrüstung erhebt sich auf der Rech- 60