Reichswehr Weimar, 25. Februar Den regierenden Herren bricht der Angstschweiß aus, wenn sie lesen, daß Noske in den sogenannten bürgerlich-militaristi- schen Blättern gelobt wird. Das sei ja nur Wasser auf die Mühle der Herren Haase und Cohn. Um Gottes willen, nur tadeln, schnell tadeln, damit Noske nicht ganz um seine Reputation im Volke komme und ausgeschifft werden müsse! Wir haben keine Veranlassung, der roten Regierung diesen Gefallen zu tun, denn Noske hat nun einmal in dieser Zeit der feigen Vogelstraußpolitik wenigstens klar erkannt, daß unser neuer Staat ohne Männeranleihe bei der alten Monarchie keinen Tag länger bestehen könnte. Seine einzigen Triarier in den Freiwilligentruppen, das gibt er unter vier Augen sofort zu, sind die Offiziere, die Unteroffi- ziere, die Studenten, die Beamten. In öffentlicher Sitzung spricht heute sein Parteigenosse Schöpflin die Bitte aus, auch die sozialdemokratischen Arbeiter möchten doch ein- treten. Aber man weiß sehr gut, daß sie es nicht tun — weil sie sich als Arbeitslose in Berlin viel besser stehen. Eine Aushebung auf Grund der immer noch bestehenden allge- meinen Wehrpflicht ist aber unmöglich. Die Autorität des Staates ist seit der Revolution so gründlich zerstört, daß niemand einer Einberufung Folge leistet, auch wenn die Regierung noch so sehr an den freien Gehorsam freier Männer appelliert « « So bleibt denn tatsächlich zunächst nichts anderes übrig als der Notbehelf eines freiwilligen Söldnerheeres, aus dem die Ungeeigneten durch vierzehntägige Kündigung immer wieder ausgemerzt werden. Das weiß die Rechte genau so gut wie Frledrich der Vorläufige 65 5