mußten auch von nachgewiesen „verträglicher Gesinnung“ sein. Bei uns genügt Unbescholtenheit und Wahlalter. Sicher- lich sind die Zentrumsmitglieder in der preußischen Landes- versammlung der Ansicht, daß der Elberfelder deutschnationale Oberlehrer Linz ein ganz unverträglicher Patron sei, und daß es sehr schön wäre, wenn wir die alte Liechtensteiner Ver- fassung besäßen und ihn vor die Tür setzen könnten. Denn er packt wirklich derb zu. Bei der Begründung der förmlichen Anfrage der Rechten, was die Regierung gegen die Absonde- rungsgelüste einer „rbeinisch-westfälischen Republik“ zu tun gedenke, greift er herzhaft in das Wespennest der „Kölnischen Volkszeitung“. Temperament hat er wirklich wie ein junger Studienreferendar nach der Bizefeldwebelübung. Es ist schäumender Wein; Wuppertaler Kulturkampf-Auslese, mei- nen die Betroffenen. Die Gründe zu den Absonderunges- gelüsten seien, so erklärte Linz, mannigfacher Art: nicht nur der Wunsch, der Entente gegenüber finanziell besser weg- zukommen, spiele mit, sondern auch konfessionelle Besorgnis nach der Episode Adolf Hoffmann und politischer Abscheu vordem bolschewistischen Berlin. Im evangelischen Rheinland und in ganz Westfalen denke kein Mensch an eine Lösung von Preußen; die Bewegung beschränke sich auf Kölner katholische Kreise. Ob solcher unverträglichen Reden rutscht im Zentrum alles unruhig auf den Sitzen hin und ber. Irgendein Tünnes ruft sogar sein „Lüge! Lüge!“ immer wieder dazwischen. Der Oemokrat Dr. Schloßmann und der Mehrheitssozialist Runge gießen ein wenig Ol auf die Wogen der Erregung; an den Ab- sonderungsgelüsten seien weder Hoffmann noch Scheidemann, weder konfessionelle noch politische Angste schuld, denn schon am 10. November sei der Plan der westdeutschen Republik zuerst aufgetaucht. Und dann wieder am 4. Dezember, einen Tag vor dem Einzug der Engländer. Ee handele sich um be- stimmte enge Kreise, die Anschluß an die Entente suchten, sub- 103