noch dann in der Weltgeschichte genannt werden, wenn man die Macher und Autznießer der jetzigen Revolution schon längst vergessen habe. Wenn aber ein Staatsgerichtshof komme, so werde er vielleicht auch diejenigen vor die Schranken fordern, die durch die Revolution uns ins Unglück gestürzt hätten. Es ist zu Beginn der Rede Beckere sehr unruhig, weil die Erre- gung des Turniers Haase—Noke noch nachzittert. All- mählich wird es still. Scheidemann macht sich eifrig Notizen. Offenbar will er noch reden. Er tut es auch. Aber man ist verblüfft. Er ist auf einmal ganz sanft und kleinlaut geworden, dieser Scheidemann, der gestern so zu brüllen, so mit der Faust auf den Tisch zu schla- gen wußte, so ganz Volksversammlung spielte. Er habe gar nichts gegen Ludendorff, bewahre. Er sei sich auch keines be- sonders gehässigen Tones bewußt. Da sei der Ton anderer Leute doch ganz anders; und zum Beweise führt er Stellen aus — Flugblättern der Rechten an! Dieser famose Minister- präsident ahnt also gar nicht, daß der „feine Ton“, den man in Wahlflugblättern findet, doch wohl nicht derselbe ist, den man von dem leitenden Staatsmanne erwartet. Um seine Niederlage zu vollenden, wird nun auch durch den Ab- geordneten Dr. Traub festgestellt, daß die von Scheidemann zitierten saftigen Ausdrücke wie „Stimmvieh“ und dergleichen nicht von der Rechten gebraucht seien, sondern in einem Briefe stünden, den ein — sozialdemokratischer Arbeiter an den Grafen Posadoweskp geschrieben habe. „Tableau!“ pflegte man früher unter eine solche Szene zu setzen. Scheidemann schweigt. Man könnte nun sagen: geschieht ihm schon recht. Gewiß. Aber es ist doch erschütternd, daß die Nationalversammlung nach wie vor Theater ist und Arena bleibt, in der die Klumpen nur so fliegen; erschütternd, daß vor ganz Deutschland und der Welt Klopffechterei in rüdem Tone getrieben wird, wäh- rend Erdteile in Flammen stehen und Nationen am Ver- 116