kommt nicht, man ist dagegen. Einmütig für einen Regie- rungsentwurf ist das Haus bei der Besprechung der Vorlage, die Vorbereitungszeit unserer jungen Zuristen, soweit sie Kriegsteilnehmer sind, auf der Universität und nach der Uni- versität bis zur Assessorprüfung erheblich zu verkürzen. Der Justizminister Landsberg verkündet dabei unter großer Auf- machung, daß in seinem Ressort ein gewaltiges Werk der Vollendung sich nähere, die Neuregelung unseres Straf- rechtes; das sei der beste Beweis dafür, daß der deutsche Gortt nicht gelitten habe. Gewiß nicht. Gleichzeitig ist aber anschei- nend die sowieso schon nicht geringe Reklamesucht der republi- kanischen Minister ins Schwindelnde gewachsen. Herr Lands- berg hätte sonst erklären müssen, daß die Hauptarbeit an der Strafrechtsreform in langen Jahren vor dem Kriege und vor der Revolution geleistet worden ist und daß jetzt nur der Abschluß erfolgt. Mitgegangen, mitgefangen Weimar, 12. Afril Man könnte meinen, daß im Kabinett vollkommene Herz- einigkeit herrsche, denn alles sitzt traulich auf der Minister- estrade beisammen, auch Saul unter den alttestamentarischen Propheten, nämlich Schiffer zwischen Landsberg und Preuß. Aber es ist trotzdem wahr, daß er gehen will. An ihm hat sich die Tragödie bereits vollendet, in der manche Weggenossen noch ringen. Dieser ehedem nationalliberale Abgeordnete, der mit dem Großadmiral v. Tirpitz zusammen feurige Vor- träge für die BVaterlandspartei hielt, paßt in die jetzige Re- gierung so hinein wie ein Metzgermeister in den Vorstand Friedrich der Vorläufige 129 9