eher den Tag der Schlacht am Skagerrak, trotz aller „Kultur- geschichte“ Hoffmannscher Prägung in den Schulen. Heute drückt die Schmach uns nieder. Mit brennenden Augen starren wir in das Dunkel dieser Zeit voll Feigheit, Dummlbeit und Niedertracht, die am morgigen Sonntag in der Nationalversammlung ihr Insiegel erhalten soll. Das einzige, was jedem von uns nur noch zu tun obliegt, ist, an Stelle des geschichtslosen Geschlechtes von beute ein neues zu erziehen, das in der Vergangenheit lebt. Jeder einzelne von uns darf nichts Wichtigeres kennen, als zu lernen und dann zu lehren, was von Tacitus bis Treitschke uns erzählt worden ist, bis die Sehnsucht einst übermächtig wird, daß der Koffhäuser berste und seine Begrabenen ein Volk vor- fänden, das nur noch eine einzige Partei kennt: die kaiserliche Volkspartei. Wir haben sie schon einmal gehabt, von 1813 bis zum Jahre 1849, aber in den fetten Zeiten des letzten Menschenalters verschwand uns der Idealismus. Sie brachten uns die Knechtschaft, und unsere republikanischen Reichs- regenten werden zu Fronvögten des mit ihrer Hilfe siegreichen Feindes. Im Lande ringt man die Hände. In Weimar tafeln derweilen die neuen Minister ohne Kümmernis. Wir aber gedenken, um nicht zu verzweifeln, eines anderen Ministers aus schwerster Zeit, des Freiherrn vom Stein, an dessen stählernem Preußensinn eine Welt von Ungemach sich brach. Moskau stand in Brand, gerade war die Nachricht ein- getroffen, in Petersburg rief alles nach sofortigem Frie- den, der Zar, die Kaiserin-Mutter, der Minister Rumjanzew. Stein aber versammelte an der Newa die Getreuen um sich, warf stolz den Kopf zurück und sagte: „Ich habe mein Gepäck im Leben schon drei-, viermal verloren. Man muß sich ge- wöhnen, es hinter sich zu werfen. Weil wir sterben müssen, sollen wir tapfer sein!“ 162