Voll Vertrauen und Ängsten Berlin, 26. Zuͤni In England sitzt der Präsident des Unterhauses auf einem Wollsack und hat eine weiße Allongeperücke auf dem Kopf; und durch das englische Wahlrecht würden unsere Demokraten sich nur mit Entsetzen hindurchwinden; und der Parlamentaris- mus drüben hat überhaupt sehr viel Verzopftes und Verzwick- tes. Trotzdem wäre dort eine solche Abstimmung wie heute im Preußenhause kaum möglich gewesen. Der alte Bethmann- Block der schwarzen, roten, goldenen Internationale (des Zentrume, der Sozialisten, der Demokraten) ist hier beisammen geblieben, hat die Weimarische Extratour der Schifferschen Oemokraten sich nicht gestattet, und tritt geschlossen für „sein“ Ministerium Hirsch ein, das sich in dem Weimarer Kabinetts- rat gegen den Unterwerfungsfrieden ausgesprochen hat. Oieser Friede spreche allem Rechtsgefühl Hohn und vergewal- tige uns in der schlimmsten Weise, steht in dem Antrag der drei Parteien. Folgerichtig stellt die Rechte den Zusatzantrag: „Das Eintreten der preußischen Staateregierung für die Ab- lehnung des Friedens war daher geboten“. Das verwirft der Block mit 231 gegen 58 Stimmen. Von den Unabhän- gigen liegt der entgegengesetzte Zusatzantrag vor: „Trotzdem war ein Eintreten der preußischen Regierung für die Unter- zeichnung des Friedensvertrages geboten“. Und mit 269 gegen 20 Stimmen wird — auch dieser Vorschlag verworfen. Der Regierung soll das Vertrauen nur sans phrase aus- gesprochen werden und wird es auch. Ein geradezu monu- mentaler Ausdruck für die Unschlüssigkeit und Feigheit unseres 175