Parlamentariemus, ein unübertreffliches geschichtliches Bei- spiel für die zweibändige „Politik“ eines künftigen Treitschke! „Ich sag' nicht so und sag' nicht so, Denn sage so ich oder so, So könnte einer sagen, Du bast so oder so gesagt, Und kriegte mich, Gott seibs geklagt, Beim Kragen!“ Expperimente Berlin, 27. Juni Es kommt vor, daß der Arzt einem dicken Herrn, den er am Blinddarm operieren muß, bei der Gelegenheit auch die Er- leichterung verschafft, daß er ihm etlichen Bauchspeck weg- schneidet. Das ist der beste Ersatz für Marienbad. Wenn aber ein Kranker in den letzten Todeszuckungen daliegt, wird sich der Arzt nur zu einem einzigen, vielleicht lebenrettenden Eingriff mit dem Messer verstehen und die Schönheitskorrek- turen unterlassen. BVon dem preußischen Staate muß man leider sagen, daß seine Agonie bereits begonnen hat. Trotzdem nehmen die politischen Herren Doctores noch allerlei demo- kratische Experimente an ihm vor, die in diesem Stadium der Krankheit bestenfalls einen Zeitverlust bedeuten. Zm preußischen Landtag wird der Justizetat beraten. Da erklärt der Durchschnittsparlamentarier gewöhnlich, er sei des Fachsimpelns nun müde, überläßt den Berufsjuristen neidlos das Feld zu ihren Auseinandersetzungen und schlägt sich seit- wärts in den Speiseraum oder Lesesaal. Diesmal wird aber weniger Juristerei und mehr Politik betrieben. Der Unab- 176