zumal wenn dann wegen Papiermangels ihnen das wenige auch noch zusammengestrichen wird. Nachber sträuben sich den Herren freilich die Haare, wenn sie aus einer halbstündigen Rede voll Geist und Gemüt böchstene einen einzigen wahllos berausgegriffenen Satz in der Presse finden. Das ergibt natür- lich Zerrbilder. Es kommt praktisch auf ein völliges Auf- hören der Offentlichkeit der Parlamentsverhand-- lungen heraus; was in den Blättern steht, das ist naturgemäß weiter nichts als ein mangelhafter Protokollauszug, und die stenographischen Berichte, die einige Tage später im Buch- handel erscheinen, kommen doch nur in die Bibliothek und in die Hände weniger Berufspolitiker. Auch der Vogelschauer der einzelnen Zeitung, der über das Ganze ein paar zusammen- hängende Zeilen schreibt, ist an den Raum gebunden. Ze mehr die Abgeordneten also forechen, desto mehr schweigen sie sich selber tot. Noch einmal redet ihnen der Prasident heute launig ins Gewissen, aber alle Mühe ist eitel. Dabei ist durch die so- genannten öffentlichen Reden in der Plenarsitzung doch nie mehr etwas an dem zu ändern, was die Fraktionen vorher über die Abstimmung beschlossen haben, es sei denn, daß eine Zufallsmehrheit eine Uberraschung bringt oder in Kleinig- keiten dem gesunden Menschenverstand nachgegeben wird, wenn ein Abgeordneter irgendeinen habnebüchenen Unsinn geschickt an den Pranger stellt. Heute erleben wir beides. Mit 138 gegen 133 Stimmen wird, weil die zur Ablehnung noch feblenden paar Herren vielleicht g#rade#sich einige Zi- garren holten oder das letzte Brötchen frühstückten oder an die Gattin, ach, die teure, einen Brief im Oberstock schrieben, der rote Antrag zugunsten des Fräulein Mutter ange- nommen, die fortan in allen amtlichen Berzeichnungen als „Frau“, wenn auch in Klammer ale ledige, gefübrt werden soll und mit diesem Titel sich dreist in die Reihe der ehrbaren 223