weiß in seiner Rede auch nicht viel mehr hervorzubringen. Sie fällt nur besonders unangenehm durch die larmopante Umschmeichelung des „armen“ französischen BVolkes auf, das in diesem Kriege „am meisten gelitten“ habe. Man hört den jungen Mann gelangweilt und ohne Beifall und Widerspruch an. Wir haben schon recht erfolglose Staatsmänner gehabt, be- sonders wenn sie Nichtfachleute in den auswärtigen An- gelegenheiten waren: den Verwaltungsbeamten Bethmann Hollweg, den Pfarrer Ancillon, den Hauslehrer Bunsen. So etwas gab es also schon unter dem alten Spstem. Den kühn- sten Versuch erleben wir jetzt mit diesem Herrn Müller, in dessen Selbstbiographie im Parlamentsalmanach zu lesen steht, daß er seit seinem fiebzehnten Lebensjahre der sozial- demokratischen Partei angehöre. Wenn die staatspolitische Verdummung schon so früh begonnen hat, muß man aller- dings auf das Schlimmste gefaßt sein. Im übrigen haben wir ja keine Souveränität mehr. Unsere auswärtige Politik wird in Downing Street gemacht. Hinter den Worten auch eines genialen deutschen Politikers, wenn wir einen hätten, stünde keine Macht mehr und keine Möglichkeit. Da mögen die harmlosen Stilübungen des jungen Mannes, der alles von dem Erwachen „des Geistes wahrer Neutralität“ erhofft, im einzelnen von der kritischen Sonde verschont bleiben. Interpellationen Weimar, 24. Juli Die Weltgeschichte, so hat ein moderner materialistischer Historiker trocken erklärt, ist der Kampf um die Futterplätze Friedrich der Vorläufige 241 10