Zentrum und die Demokraten schämen sich, ein solches „Aue- nahmegesetz“ in eine freistaatliche Verfassung hereinzunehmen, außerdem wissen sie ganz genau, daß, wenn einmal eine überwältigende Mehrheit bei uns einen Führer aus könig- lichem Geblüt an Stelle des jetzigen Landesvaters aus der Parteidestille verlangen sollte, sie auch diesen Paragraphen natürlich glatt mit dem Ä2rmel auswischen könnte. Das ist den Sozialdemokraten selbstverständlich ebenfalls klar. Aber draußen stehen unverständige Massen. Wie sag' ich's meinem Kinde? Oer rote Sprecher, Abgeordneter Loebe-Breslau, tut es in der Form, daß er gegen den „bürgerlichen Block“ vom Leder zieht und — die Unabhängigen schreien ironisch: „Heil dir im Siegerkranz“ — die Drohung ins Land binein- ruft: „Oie lebendige Entwicklung der VBerhältnisse wird stärker sein als die papiernen Bestimmungen dieser Ver- fassung!“ « SofprichtderböfeZaubereramTauftagederneugebores nen Verfassung mit lästerlichem Fluch. Aber als gute Feen erheben sich zwei Minister und reden sanft und lieblich. Bauer findet, daß wir heute zum ersten Male den Fuß wieder auf festen Boden setzen, wo die Fahne der neuen Republik am Maste dieses Hauses emporsteige. Notabene, sie steigt nach Sonnenuntergang empor. Und wie fest der Boden ist, auf dem wir stehen, das wird der nächste Generalstreik ja zeigen. Noch verwunderlicher ist es, was David über die Verfassung zu sagen weiß: daß wir durch sie zum freiesten Volk der Erde gemacht würden. Jetzt braucht man nur den Text des Friedensvertrages daneben zu halten und durch- zustudieren, dann wissen wir ganz genau, wie frei wir sind. 266