kläre mich für tot und ernenne meinen Adjutanten, Leutnant Höckner, zu meinem Universalerben.“ Erzberger ist als Audelmeister unerbittlich. Er stopft, er schiebt, er drängt. Hie und da gibt es freilich noch Leute, die nicht nur den offenen Mund binhalten. Der preußische Finanz- minister Dr. Südekum und manche seiner Kollegen aus den übrigen Bundesstaaten erkennen voll Bitterkeit, was die Finanzgesetze bedeuten: cine völlige Entrechtung der Einzel- staaten. Die Reichsabgabeordnung, die in der Hauptsache und ohne erhebliche Anderung heute angenommen wird, muß dazu führen, daß das Reich der einzige Vermögens- verwalter — fast möchte man sagen, Konkursverwalter — aller Deutschen wird. Einen Teil der Einnahmen gibt es den Ländern und Gemeinden ab. ODeren Kulturarbeit ist von diesen Prozenten abhängig. Das Reich bestimmt also, weil es die Hand auf den Geldbeutel aller legt, über das innerste ODasein auch der Länder und Gemeinden und läßt ihbnen außerordentlich wenig Eigenleben, denn es braucht den größten Teil der Mittel für sich selbst oder vielmehr zur Ab- führung an die Entente. Becker und Delbrück machen Be- denken geltend. Aber ein Paragraph nach dem anderen wird gestopft und heruntergewürgt. Auf die leichtfertige Art, wie Erzberger das ARudelgeschäft betreibt, weist der Demokrat Blunck, der Hamburger Rechtsanwalt, beiläufig hin. Bei seinem Drängen, daß er unbedingt bis morgen seine Finanz- gesetze und seine neun Milliarden bewilligt erhalten müsse, habe der Minister offenbar nur gemeint, daß er ohne sie keine Deckung für seine Ausgaben hätte. Statt dessen habe er gesagt: ohne sie käme der Staatsbankerott. Draußen im Lande, auch im Auslande, verstehe man darunter etwas ganz anderes. Eine solche Außerung könne das Vertrauen zu unseren Finanzen vollkommen erschüttern; zu einer Ge- sundung aber gebhöre in erster Linie Vertrauen. * 308