Lieber Onkel Graf, wie kommt es denn aber, daß Wilson noch zur Zeit der Verhandlungen, am 22. Oktober 1917, in seiner Botschaft an den Senat erklärt hat, wir müßten ein vereinigtes Polen mit Zugang zum Meere herstellen? HOm. Om. Es hat einmal, so um das Fahr 1820 herum mag es ge- wesen sein, ein russischer Graf, ein Herr vom Petersburger Hofe, bei einem Besuch in Berlin gar gewaltig renommiert. Alles sei in Rußland „schenner und gresser“, schöner und größer. In Bornstedt oder wo kriegte er ein Honigbrot und meinte sofort, in Rußland gebe es mehr Honig, denn dort seien die Bienen viel größer, sooo groß. Nun brachte man ihn in den Garten und zeigte ihm die allerneusten patenten Bienen- körbe mit dem winzigen Schlupflöchlein. Ob es so etwas Nied- liches, exakt Gearbeitetes auch in Rußland gebe. Gewiß, überall, genau so! Wie kämen dann aber die großen Bienen herein? Einen Augenblick stutzte der russische Hofmann; dann stieß er kurz entschlosseen hervor: „Der Bien muß!“ So ungefähr zieht sich auch der Onkel uus Amerika aus der Affäre. Er ist sehr unangenehm davon berührt, daß Warmuth ihn wiederholt mit leiser Malioe darauf #ufmerksam macht, daß er ja keine Tatsachen erzähhbe, sondern persönliche, subjektive Meinungen. Darum streikt er bei jeder Antwoat:; es gibt vorher #mmer eine Kunstpause und banges Atemholen. Diesmal hilft ihm wieder Bonn. Der Bien muß. „Nicht wahr, Wilson hat doch wohl selber keine Abnung gehabt, wie gemischt unsere Bevölkerung im Osten zusammengesetzt ist?“ „Jawohl, ich glaube, er hat keine Ahnung davon gehabt!“ Ein leises Kichern läuft die Bänke entlang. Es ist sehr lustig im Kretscham. – 15 —