— 235 — Könige nahten. Um so schmerzlicher mußten ihm die Erfahrungen des Jahres 1849 sein; es ist schon erwähnt worden, wie er unter dem Eindruck jener Maitage niemals seine gewohnte Heiterkeit wieder gewann. So ist es auch erklärlich, daß dieser sonst einem vernünftigen Fortschritte stets zugetane Fürst von da an der Reaktion Eingang gewährte. Sein Andenken aber wird in Sachsen stets ein gesegnetes bleiben. Sachsen unter König Johann. 1854—1873. Die Schreckensbotschaft von Brennbichel langte in später Abendstunde am 9. Aug. in Dresden an. Da der damalige Vor- sitzende des Gesamtministeriums Zschinsky ebenso wie Beust augen- blicklich abwesend waren, kam es dem Kultusminister von Falken- stein zu, dem Prinzen Johann die Kunde zu überbringen. Dieser befand sich damals auf dem von ihm besonders gern besuchten Schlosse Weesenstein im Müglitztale. Gegen 3 Uhr morgens langte nach einer Fahrt durch die mondhelle Augustnacht der Minister am Schlosse an. Es erfolgte eine ergreifende Szene, deren Einzelheiten in der Erregung des Augenblicks dem Bericht- erstatter —es ist dies der Minister selbst — nicht im Gedächtnis haften geblieben sind. Lautes Schluchzen und Gebet folgten seiner Mit- teilung. Aber darüber vergaß der Prinz nicht die für den Mo- ment dringlichsten Maßregeln, indem er dem Minister den Be- fehl gab, alles für eine Sitzung der gerade anwesenden Minister auf 9 Uhr des Morgens vorzubereiten, zu welcher Stunde er selbst nach der Stadt kommen werde, und dem Oberhofmeister O'Byrn die Weisung erteilte: „Sorgen Sie, daß alles, was zur Sekundogenitur gehört, meinem Sohne Georg überwiesen werde, denn das verlangt die Verfassung.“ — Den Ministern erklärte er dann am Morgen des 10. Aug. „Da mein Sohn noch zu jung ist, um die Regierung annehmen zu können, ich aber noch nicht alt genug bin, um sie ablehnen zu dürfen, so trete ich die Regierung an.“ In dem von ihm selbst verfaßten