— 131 — Zwei Jahrhunderte später, nachdem die Einflüsse des dreißig- jährigen und des siebenjährigen Krieges zum größten Theile über- wunden waren und der Wohlstand vor Ausbruch der Napoleonischen Kriege überhaupt zu wachsen begann, schreibt Mosch: „Nur im Gebirge mehren sich die längeren, schönen Gestalten, „begabt mit einer Körperkraft, die durch die reine Luft des Gebirges „und frühe Uebung gestärkt, oft eine Last von zwei Centner über „Berg und Thal fährt. Hier blühen überall die Rosen der Gesund- „heit auf den Wangen und blaue Augen, fast auch beim männlichen „Geschlechte, schwarze Haare sind eigenthümlich im Gebirge. Nur in „der Gegend um Eibenstock und Johanngeorgenstadt sind schwarze „Augen in der Mehrzahl. Die schönsten weiblichen Formen sind in „und bei den Städten Chemnitz, Frankenberg, Hainichen, Waldenburg, „Annaberg und Schneeberg.““) „Die Gebirgsbewohner,“ fährt Mosch fort, „sind überhaupt „liebenswürdiger, wie die Niederländer. — Vor allen Dingen ist ihnen „eine Gutmüthigkeit eigen, welche schon aus dem freundlichen, offenen „Auge hervorgeht, und sich bei näherem Umgange auch wirklich durch „die That äußert. Der Gebirgsbewohner ist lebhafter, heiterer und „lebensfroher und vor Allem weniger rechthaberisch, zank= und streit- „süchtig wie der Bewohner der Niederung. Er ist höflich und bei „aller Dürftigkeit selbst gastfrei, und um so theilnehmender und ge- „fälliger, je treuherziger er glaubt, was ihm gesagt wird. Er ist „häufig kurzsichtig, nicht mit dem Auge, wohl aber mit dem Geiste, „und daher leichtgläubig, und wohl auch abergläubisch. Er ist auch „ein wenig neugierig; bei seiner natürlichen geistigen Lebendigkeit be- „seelt ihn aber auch ein gar nicht unbedeutender Wissensdrang und „eine ganz schätzenswerthe Lernbegierde, welche durch körperliche Ge- „wandtheit, sorgsam angelernte Geschicklichkeit und andauernden Fleiß „ganz wesentlich unterstützt wird."“ Wenn nun aber Berthold Sigismund sich Mitte dieses Jahr- hunderts in der nachstehenden Weise ausspricht, so ist dabei nicht zu vergessen, daß die Nothjahre um 1840 und das Theuerungsjahr 1847 auf die Bevölkerung des Gebirges noch lange Zeit nachwirkten: „Wie sich schon aus ihrer Geschichte vermuthen läßt, bewährt sich auch im Volkscharakter diese Landschaft als das Erzgebirge. Der Bergmannscharakter bildet den Grundtypus; die industrielle Be- völkerung ist nur ein Ableger desselben, der sich hauptsächlich dadurch unterscheidet, daß er die Schwächen der Stammpflanze mehr ent- wickelt hat." *) Neueste Kunde von dem Königreich Sachsen. Weimar 1819. S. 64 ff. 9#