— 132 — „Der deutsche Bergmann zeichnet sich wohl nirgends durch hohen Wuchs und reckenhaften Körperbau aus. Er ist meist nur mittelgroß und fast immer hager. So vor Allen der erzgebirgische Bergmann ...... Auch unter den Waldarbeitern sah ich keinen Mann, der sich mit einem steyrischen Holzknechte messen könnte. Noch weniger groß und kräftig sind natürlich die erzgebirgischen Industriellen. In manchen Orten sieht man fast lauter Mannsbilder, über die nicht blos der Vater des alten Fritz, sondern auch ein anspruchloser Rekrutierungs- Kommissar der Gegenwart die Achseln zucken würde.“ „Noch weniger urkräftigere Gestalten findet man unter der weiblichen Bevölkerung Die Mädchen sind meist schmeidige, zarte Gestalten; die Frauen tragen gewöhnlich die Spuren des frühen Alterns. In den Schulen trifft man auffallend viel kleine und schwächliche Kinder.““) Fügt man dem an, was Schumann sagt, so hat man schon ein ziemlich vollständiges Bild von dem Bewohner des Erzgebirges. „Im ganzen Erzgebirge hält man die Kinder fleißig zur Arbeit an. Weit früher als anderswo müssen sie ihre Eltern durch Arbeit unterstützen und sie schmälern sie daher keineswegs, sondern vermehren das Einkommen derselben." „Fleiß und stetes Sinnen auf Erwerb ist ganz besonders dem Erzgebirger eigen. Was er gewinnen will, kann er nur mit Mühe und Arbeit erreichen.“ « „Bei alledem hängt der Erzgebirger fest an seinem Lande, so rauh es auch sein, so nothdürftig es ihn ernähren mag. Neben der Treuherzigkeit und Ehrlichkeit sticht im Charakter des Erzgebirgers besonders die Sehnsucht nach der Heimath vor.““) Faßt man dieß alles kurz zusammen, wie es sich in der Gegen- wart darstellt, so gewinnt man vom Erzgebirgsbewohner nach- stehendes Bild: Die Erzgebirger sind im Durchschnitt von mittler Größe, sehnig und kräftig, natürlich die Ackerbaubevölkerung in höherem Grade, wie die Industriebevölkerung. Aeußere Erscheinung und Körperbildung haben im Laufe der letzten vierzig Jahre gewonnen, an Kraft, Ge- drungenheit und Elasticität, wenn auch nicht an Größe. Ueber die Charaktereigenschaften des Erzgebirgers ist zu allen Zeiten nur eine Stimme gewesen. Der Erzgebirger ist treu, ehrlich und zuverlässig, fleißig und *) Lebensbilder vom Sächfischen Erzgebirge. Leipzig, Lorck. 1859. S. 31 ff. **) Schumann, Vollständiges Staats-, Post= und Zeitungs-Lexikon von Sachsen 2c. Zwickan 1814—1830. 18 Bde. (Fortgesetzt von Schiffner) II. 558.