— 143 — Schultern bedeckenden Kragen versehen, und an den Hüften mit bunt- seidenen Schnuren oder mit Stickerei besetzt ist. Noch im Jahre 1840 berichteten die „Wanderungen durch das sächsische Erzgebirge“: „Die gewöhnliche Wochentracht der Bauern des Erzgebirges — ein Rock von schwarzer Leinwand, ohne Kragen und mit weißmessingenen, stark gewölbten Knöpfen be- setzt — wird auch hier (in der Gegend von Altenberg) und in allen umliegenden Dörfern getragen. Jeder achtbare Landmann und Bursche trägt noch überdieß sein schwarz= oder grünsammtnes, hart an den Kopf anschließendes Kappchen und darüber einen Hut mit breitem Sammetbande, das zur Sommerszeit einen Blumenstrauß hält. In den Taschen der schwarzen Lederhosen barf das blanke Messerbesteck so wenig als die mit Kupfer beschlagene Tabakspfeife fehlen."“ „Die meisten Frauen und Dirnen des sächsischen Berglandes haben, zu ouffallender Entstellung ihres vollfrischen Ansehens, das Haupthaar kurz verschoren. Auch gewinnt ihre Schönheit nicht durch die mehrfach übereinanderliegenden Röcke, so daß sie in ihrem Gange fast wandelnden Glocken und in ihren roth= und blaugestreiften Hemd- ärmeln beinahe buntgeflügelten Feldtauben gleichen."“ Die Alltagstracht der Männer erinnert nur durch die zum Theil, und vorwiegend in der landwirthschaftlichen Bevölkerung gebräuchlichen Jacken, Lederhosen und hohen Stiefel noch an die frühere Tracht. Noch weniger vom Althergebrachten hat sich in der Tracht des weib- lichen Geschlechtes erhalten. Diese ist durchaus städtisch und modisch. Die Sonntagstracht der Männer ist schwarz: Beinkleid, Weste, Rock, Handschuhe und Hut, wenn auch nicht immer nach der neuesten Mode. Die Frauen und Mädchen tragen zum Kirchgange schwarze Kleider und Handschuhe, dunkle Hüte (häufig ohne Blumen). Schnupf- tuch, Gesangbuch und Regenschirm werden in der Hand getragen. 12. Liebhabereien. Vergnügungen. Besondere Sitten und Gebräuche. Der muntere Sinn der Erzgebirger tritt, je nach Ort und Beruf, mehr oder weniger scharf hervor. So rühmt man den einen Ort vor dem anderen, je nachdem Beobachtungsgabe, Auffassungskraft, Schlagfertigkeit und Mutterwitz geweckt und durch das Leben geschärft sind. Ueberall steht mit dem heitern Gemüthe die Neigung zu Musik und Gesang, sowie die Liebhaberei von Waldsängern und anderen Vögeln im engsten Zusammenhange. Wer nur irgend kann, giebt