— 185 — Bei den Höhenburgen, welche auf Berg- und Felsenvorsprüngen gelegen über das sie umgebende Thal hoch aufragten, trennte ein tiefer Graben die Burg von dem Vorlande. Vermittelst einer Zugbrücke gelangte man an das Hauptthor, neben welchem eine etwa einen halben Meter breite Pforte, das Mannloch, den Eingang gestattete, auch wenn die Zugbrücke auf- gezogen war. Die Zugbrücke hing in Ketten, welche um eine Welle aufgewunden wurden, und bildete gleichzeitig den äußeren Verschluß des Hauptthores, welches zuweilen, und besonders später, als inneren Verschluß ein Fallgatter erhielt. In der Regel wurde das Eingangsthor durch einen oder auch zwei Flankirungsthürme, sowie durch die Schießscharten des über demselben befindlichen Wehrganges vertheidigt. Die Ringmauer, Cingula, Umfassungsmauer, umschloß die Burg auf allen Seiten. Dieselbe war in der Regel mindestens 1 m stark und je nach Oertlichkeit 6, 7 und mehr Meter hoch und nur durch das Hauptthor und eine oder zwei geheime Ausfallpforten unterbrochen. Hoch oben lagen die Schießluken, zu deren Benutzung ein hölzerner oder auch steinerner Wehrgang, nach hinten offen und mit einem Pultdach von Ziegeln versehen, rings um führte. Dieser Wehrgang, Letze oder Letzi genannt, diente zur Vertheidigung mit Pfeil und Bolzen. Runde und viereckige Thürme verstärkten die Mauer, doch nur einzelne überragten dieselbe, zuweilen ganz bedeutend. Aus den hölzernen, flüchtigen Befestigungsanlagen der frühesten Zeit wurden sehr bald Massivbauten, welche das Ansehen und die Macht des Burgherrn zur Schau trugen. Die mittelalterlichen Mauern sind alle von auffallender Stärke. Daher bestehen sie aus einer Außenmauer und einer Innenmauer, welche mit Füllmauerwerk verbunden sind. Die äußeren Mauersteine wurden nicht mit der langen, sondern mit der Kopfseite nach Außen gelegt, und die Mörtelfugen äußerlich mit Kelleneinschnitten versehen. Die Mörtel aus alter Zeit haben einen größeren Gehalt an Kalk- silikat und übertreffen die der Neuzeit um ein Bedeutendes an Härte und Bindekraft. In der Regel ist sogar der Mörtel der größeren Burgbauten härter und besser wie der kleinerer Burganlagen. Man verwendete dauerhaftes Material, wo es irgend anging große Werkstücke, dennoch ist die Anwendung gleich hoher Quader- steine eine sehr seltene. In der Regel kamen auf die starken Ver- kleidungsstücke an den Ecken zwei Zwischenschichten, abwechselnd wieder mit großen Werkstücken. Ueberall ist die kunstgerechte Verbindung, die entsprechende Mauerstärke, die sorgliche Verwahrung der Mauer- ecken, die geschickte Ausführung der Mauer= und Gewölbebauten schon