— 188 — ist eine unbegründete, romanhafte Annahme. Ueberhaupt ist es eine falsche Vorstellung, wenn man jede Ritterburg oder deren Trümmer als Raubschloß und die Ritter als Raubritter bezeichnet. Die Burgen sind ausnahmelos als Sitze der Grundherren und als Schutz und Wehr des Besitzes erbaut worden. Nur in Folge des Besitzes der Straße und des Landes haben sich die Plackereien des Geleites und die aus diesen entstehenden Benachtheiligungen des Handels, sowie die mannigfachen, allerdings mit der Zeit bedeutend gesteigerten Be— drückungen der Hintersassen und Hörigen entwickelt. Bei den kleinen Burgen, wie sie als Grenzburgen und Vorburgen weiter rückwärts befindlicher Hauptburgen angelegt und mit Vasallen des Grenz-, Burg= u. s. w. Grafen besetzt wurden, beschränkte sich die Zahl der Gebäude, so daß zuletzt blos ein Bergfried und eine Umfassung angelegt wurde. Hier wurde der Bergfried, nach Befinden durch ein Paar angelehnte Nebengebäude vergrößert, zu Palas, Kemenate, Küche, Vorrathshaus, Wachtthurm u. s. w. An die engen Höfe schlossen sich nur noch die in den Umfassungsmauern mit an- gebrachten Wohn= und Vorrathsräume, so daß diese kleinen Burgen eine besondere Gattung bilden. Der Bergfried enthielt in seinen untersten Räumen Keller und Vorrathsräume, womöglich auch den Brunnen; darüber die Küche, über dieser die Kemenate, über der Kemenate den Palas (Trinksaal, Versammlungssaal) und über diesem die Räume für die Wächter; zuoberst den Umgang für die Wache. Nach Befinden in den unteren Räumen Schießscharten für die Ver- theidigung der Zugbrücke und des Grabens. 20. Weesenstein. Tuchukstein. Vom Dohnager Schloßberge führt ein guter Weg auf dem rechten Mühglitzufer bis zur Kuxschenke, von wo an das Thal sich verengt, und die gut bewaldeten, theilweise felsigen Thalwände bis zu 40 m Höhe ansteigen. Im schattigen Grün dichter Laubhölzer geht der Weg von dem Stege bei der Köttwitzer Fabrik bis zum Stege des Meusegaster Fußweges auf dem rechten Müglitzufer hin. Die Thal- wände werden höher, und in der Biegung der Müglitz, in welcher Weesenstein liegt, betragen sie auf beiden Seiten über 80 m. Nach kurzer Wendung erblickt man die mächtig aufsteigende, aus mehr als fünf übereinander aufgebauten Stockwerken bestehende Nord- ostseite des Schlosses Weesenstein vor sich, von dem schlanken Rundthurme mit seinen sich allmälig zuspitzenden Dachaufbauten hoch überragt. Trotz seines vollständigen Umbaues lassen sich die Bestand-