— 292 — Gassen und Gäßchen an die beinahe gradlinige Borngasse sich an— schließend. Auch diese Erscheinung legt wiederum dar, daß der obere, regelmäßige Theil der Stadt der zuletzt erbaute ist. Die westliche Hälfte, bedeutend kleiner als die östliche, würde nahezu einen Halb- kreis bilden, wäre nicht in Anlehnung an die Bodengestaltung der zwischen dem Petersthore und dem Schlosse befindliche Theil des Kreisbogens nach Innen gedrückt, anstatt nach Außen. Die Umfassung der Stadt wurde schon unter Otto dem Reichen, zwischen 1185 und 1190, mit einer starken Mauer und dem Graben versehen, innerhalb dessen längs der Mauer der mit 18 Rondelen versehene Zwinger oder Niederwall sich erstreckte. Die Stadtmauer war mit 39 viereckigen Thürmen verstärkt. Aus der Entfernung (etwa 100 m) und der Anlage derselben läßt sich schließen, daß sie gleichzeitig mit der Stadtmauer im Anfange des 13. Jahrhunderts errichtet wurden. Der Außenrand des Grabens war mit einer senk- rechten glatten Futtermauer versehen. Auf der Innenseite der eigent- lichen, 6—8 m hohen, 1½ m starken Stadtmauer führte ein Gang von Thurm zu Thurm, von welchem aus man durch die Schieß- scharten das Vorland unter Feuer nehmen konnte. Der an der Ostecke der Stadt aufgeführte runde Donatsthurm ist neueren Ursprunges und weist in seiner Anlage auf die durch Albrecht Dürer in der Städtebefestigung eingeführten starken Rund- thürme mit Geschützvertheidigung. Seine Erbauung ist daher zwischen 1525 und 1550 zu setzen. Er ist kreisrund, 14,3 m im Durch- messer und hat in seiner unteren Hälfte über 5 m Mauerstärke. Die Pforte nebem dem Thurme, sowie der zum 7 m über der Straße liegenden Thurmeingange führende Gang wurde mit der südwärts an- stoßenden Stadtmauer ungefähr 1844 abgetragen. Außer dem Donatsthurme führten das Meißner, das Roßweiner oder Kreuzthor, das Petersthor und das Erbsche Thor aus der Stadt. Die Thore waren mit einfachen oder auch mit doppelten Zwingern (Basteien oder Rondelen) versehen und durch nahe liegende Seitenthürme verstärkt. Das Petersthor führte durch einen starken viereckigen Thurm mit zwei oberen für Aufnahme von Geschützen eingerichteten Stockwerken; auf dem zuletzt (1846) abgetragenen Erbschen Thorthurme befand sich ein achtseitiger Aufsatz mit einem für Geschütz= und einem für Handfeuerwaffen-Vertheidigung ein- gerichteten Stockwerke. Die starken Rundvorbauten der Thore waren für Geschützvertheidigung in dem Obergeschoß, wie in den tiefer liegenden Gewölben eingerichtet. 4 Der Stadtgraben ist zum großen Theile zugeschüttet, die Thore und Thorthürme sind abgetragen, die Zugbrücken beseitigt. Nur