— 293 — einzelne Stücke der Stadtmauern sind noch erhalten, so am Korn— hause, am Donatsthore und hinter den Mönchen, wo noch vier Thürme stehen geblieben sind. Im Ganzen von den 39 Thürmen der Stadtmauer noch 10.“) Freiberg verdankte besonders dem Markgrafen Heinrich dem Erlauchten viele Freiheiten und Privilegien; die Befreiung von der Entrichtung des Marktzolles; den großen vierzehntägigen Jahrmarkt nach Jacobi; den Bierzwang, so daß auf allen Bergwerken nur Freiberger Bier geschenkt werden durfte u. s. w. Gleichzeitig erhielt aber auch (1255) die Stadt ihre eigene, weit über das Gebirge hinauf sich erstreckende Gerichtsbarkeit, wobei der Voigt des Markrafen im Verein mit den 24 geschworenen Bürgern von Freiberg Recht in allen Berg= und anderen Sachen sprach. Das Freiberger Stadtrecht und das Freiberger (dem Iglauer nachgebildete) Bergrecht erhielten eine große, Jahrhunderte lang nachwirkende Bedeutung. Gewerbe und Kunst entwickelten sich frühzeitig schon in der kräftig aufblühenden Stadt; ein lebhafter Handel belebte dieselbe und machte sie frühzeitig schon zu einem wichtigen Markte für alle Be- dürfnisse eines weiten Umkreises. Getreide, Obst, Wein, Butter, Hühner, Eier, Rindvieh, Schweine bildeten schon Mitte des 13. Jahr- hunderts die hier zu Markte kommende Einfuhr aus Böhmen, Salz und Heringe aus dem nördlichen Deutschland und von der See. Unter den Handwerksinnungen waren außer den Bäckern, Fleischern, Schneidern und Schuhmachern besonders die Tuchmacher, die Leine- weber und die Schmiede die bedeutendsten. Besonders hervorragend war von Mitte des 15. bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts die Glocken= und Geschützgießerei der Hilliger, einer durch mehr als vier Generationen ihren Ruhm behauptenden Erzgießerfamilie. Von den gegenwärtig in der Stadt Freiberg vorhandenen und in lebenskräftiger Entwickelung sich befindenden Industriezweigen seien nur die nachstehenden hervorgehoben.“) Die Gold= und Silberdrahtwaaren-Fabrik, (W. Röseler) 1692 *) A. Moller, Theatrum Freibergense Chronicum etc. Freiberg. 1653. Heinrich Gerlach, Kleine Chronik von Freiberg als Führer durch Sachsens Berghauptstadt 2c. A. Breithaupt, Die Bergstadt Freiberg in Hinsicht auf Geschichte, Statistik, Cultur und Gewerbe, besonders Bergbau und Hüttenwesen. 2. Aufl. Freiberg, Craz & Gerlach. 1847. Gust. Ed. Benseler, Geschichte Freibergs und seines Bergbaues. 3 Bde. Freiberg, Engelhardt. 1843—1853. “) F. Krumbiegel, Oberlehrer. Zur Lage und Entwickelung der Stadt Freiberg. Freiberg, Craz & Gerlach. 1889.