— 397 — des oberen und mittleren Erzgebirges dringend geboten. Zu tausenden kann man wohl sagen, sind solche Teiche trocken gelegt worden; ein großer Theil ist zu Wiese, ein anderer zu Feld gemacht worden; einem zweifelhaften Nutzen zu Liebe hat man den unzweifelhaften geopfert, welchen diese Teiche als Sammelbecken, als Fischbehälter, wie für Bewässerung, für trockene Jahreszeit und Feuchtigkeitsregulatoren für ihre ganze Umgebung besaßen. Der Plänterbetrieb (Fehmelwirthschaft), welcher in früheren Zeiten die vorwiegende Betriebsform der erzgebirgischen Waldwirth- schaft bildete, hat in neuester Zeit wieder Fürsprecher gefunden. Man schlug nach Bedarf einzelne Bäume innerhalb der Bestände, und ob- gleich diese Art des Betriebes die Controle der Wirthschaft erschwert unnd ein stärkeres Forstpersonal verlangt, so ist der Lichtungszuwachs sehr beachtenswerth und das freier erwachsene Holz von größerer Dauer als das im Schluß erzogene. Vor Allem bleibt die Boden- kraft und Bodenfrische in höherem Grade erhalten. Besonders in den oberen Gebirgslagen ist die Aufforstung großer Kahlschlagflächen mit großen Schwierigkeiten verbunden, so daß man hier den Plänter- betrieb vorziehen wird. Man hat aber auch versucht durch sogenannte Kulissenschläge von nur etwa 30 m Breite den Neuculturen den er- forderlichen Schutz gegen Wind, Sonne und Ungeziefer zu geben. Die systematische Anlage von Waldwegen, Flügelwegen und Schneusen, welche der forstwirthschaftlichen Eintheilung größerer Wald- gebiete als mathematische Unterlage auf dem Terrain dient, bildet in der Regel das äußere Merkmal des Hochwaldbetriebes. Von den ältesten, nun schlagbaren Beständen, mit ihren weit aufragenden, starken Stämmen, stufenweise bis zu den jüngsten Jahrgängen, deren zarte Wipfelspitzen kaum über die hohen und steifen Rispen= und Schwingelgräser emporragen, sind alle Altersclassen und Jahrgänge vertreten besonders schön in den jungen dichten Beständen der 15= bis 20jährigen Nadelhölzer, und dann in den 30= bis 40jährigen, sowie wiederum in den reinen Hochwaldbeständen von 60, 70 und 80 Jahren mit ihrem Untergrunde von Heidel= und Preißels- beeren, von fächer= und wedelförmigen Farrenkräutern und den ver- schieden gefärbten, mannigfaltig blühenden zahlreichen Moosen. Ein bedeutender Wildstand belebt diese Wälder: Wildschweine (jedoch nur in den meilenweit ausgedehnten Thiergärten auf dem Südabhange des Gebirges), Hirsche, Rehe, Füchse u. s. w. Das Ergebniß der Jagden ist immer noch ein bedeutendes, wenngleich verschwindend gegen die Jagdbeute zu Anfang des 17. Jahrhunderts. Die Jagdverzeichnisse von 1611 bis 1653 ergeben 113 629 Stück Wild, welche auf den Jagden des Kurfürsten Johann Georg I. erlegt