— 428 — Nordwesten von Annaberg erhebt sich der Schreckenberg mit seinem Aussichtsthurme und nördlich von demselben von Busch umgeben der Markus Röhling; beide mit guter Aussicht gegen Annaberg und den Pöhlberg. Das Thal der Zschopau bleibt westlich gerichtet bis Tanneberg, wo die Ueberreste eines alten, viereckigen, von einem Wassergraben umgebenen Thurmes die Zeit der ersten Ansiedelung und der Errich- tung einer Grenzburg in diesen Gegenden als den Anfang des 13. Jahrhunderts bezeichnen. Hier wendet sich das Thal der Zschopau scharf nach Süden, um bis gegen Schlettau hin zum großen Theile noch von waldbedeckten Abhängen eingefaßt zu bleiben. Schlettau, welches erst um 1500 in Folge der in seinen Umgebungen aufgeschlossenen Erzanbrüche die Rechte einer freien Berg- stadt erhielt, ist unzweifelhaft eine bedeutend ältere Ansiedelung sorben- wendischen Ursprunges. Der Name Schlettau weist auf sleta —= der Schiefer; eine vollkommen richtige Bezeichnung des Glimmerschiefer- bodens, auf welchem die Ansiedler sich niedergelassen hatten. Die Stadt ist 1708 vollständig niedergebrannt und seitdem neu aufgebaut; sie bildet ein sehr langgestrecktes Oval; die drei Straßen gehen der Umfassung ziemlich parallel, doch ist von der ehemaligen Stadt- befestigung nur wenig erhalten, obgleich man die Linie derselben er- kennt. Am Nordostende der Stadt lag die Burg, das heutige Schloß, welches jedoch durch spätere Umbauten vollständig verändert worden ist. Ein Anfang des 16. Jahrhunderts von Dilich gezeichnetes Bild von Schlettau zeigt noch die Stadtmauern und das alte Schloß. Auch die Burg von Schlettau ist wahrscheinlich Anfang des 12. Jahr- hunderts errichtet worden. Ende des 15. und Anfang des 16. Jahr- hunderts war in Folge des Bergseegens unzweifelhaft die Blüthezeit der Stadt; das Schloß war bis Anfang des 18. Jahrhunderts kur- fürstliches Eigenthum. Südlich des in breiter Thalmulde lang gestreckten Dorfes Crotten-= dorf liegt, etwa 1 km entfernt, 8 km von Schlettau, der früher als Marmor = jetzt lediglich als Kalkbruch ausgebeutete Bruch, der vor- wiegend für den Fachmann ein größeres Interesse bietet. Derselbe wurde 1575 entdeckt und seit 1583 von Nosseni vielfach benutzt. Die Statue König Augusts und das Gellertstandbild in Leipzig, die Fuß- böden der katholischen Kirche in Dresden u. s. w. sind von Crotten- dorfer Marmor. Südwestlich von Schlettau, nahezu auf der Wasserscheide zwi- schen dem Gebiete der Zschopau und dem Gebiete der Mulde liegt Scheibenberg, die „seitdem 1515 der Bergbau fündig worden“