— 444 — Eleganz und Ausführung vollständig ebenbürtig, und haben außerdem den großen Vorzug, erheblich billiger zu sein.“ (Industrie-Zeitung 1886, Nr. 12.) Dessen ungeachtet war der Begehr nach sächsischen Spitzen nicht im Zunehmen. Gegen die Maschinenspitzen von Calais ist nicht auf- zukommen; von den billigeren und geschmackvolleren französischen und englischen, und selbst von den ordinären Barmener Maschinenspitzen wird die Erzgebirgische Klöppelspitze vollständig verdrängt. Dieser schöne und einst so bedeutende Industriezweig befindet sich in einer beklagenswerthen Lage. Die Spitzenklöppelei fristet nach wie vor ein kümmerliches Dasein; an einen Aufschwung ist nach Lage der Dinge, wenigstens augenblicklich, nicht zu denken. Das Wenige, was an schmalen Wollenspitzen, weißleinenen Bettspitzen, seidenen Spitzen und geklöppelten Kragen in der letzten Zeit noch verlangt wurde, reicht nicht aus, diesen Industriezweig zu erhalten. Nur wenn die Mode wiederum den Geschmack nachhaltig auf die prächtigen Erzeugnisse der erzgebirgischen Industrie richtet, wird dieser Erwerbszweig wieder zur entsprechenden Geltung kommen. Da dies aber unzweifelhaft in nicht gar zu langer Zeit der Fall sein wird, gilt es vor Allem vermittelst der Klöppelschulen und ihrer An- strengungen, die Uebung und Handfertigkeit im Klöppeln guter, schwerer und theurer Spitzen lebensfähig zu erhalten und die Anfertigung der geringen, durch die Maschine überholten Waare, ganz aufzugeben. 56. Die Posamenten-Industrie. Schon Mitte des 16. Jahrhunderts war die Posamenten= In- dustrie in Annaberg und in Buchholz in Aufnahme. Die Annaberger Kirchenbücher aus der Zeit von 1570 führen Bortenwirker und Posamentmacher auf, Bortenwirkerinnen und Klipplerinnen, und Je- nisius giebt für das Inslebentreten der Bortenindustrie und des Bortenhandels ebenfalls diese Zeit an. Die Kunst des Bortenwirkens selbst ist bedeutend älter. Schon im 13. und 14. Jahrhundert wurde sie geübt und im 15. war diese ursprünglich nur von Frauen geübte Kunst in die Hände männlicher Berufsbortenwirker übergegangen. Georg Einenkel führte 1589 das Posamentirgewerbe in Buch- holz ein. Aus dem Umstande, daß die Annaberger Posamentirer den Buchholzer nur die Anfertigung geringerer Waaren gestatteten, geht jedoch hervor, daß das Annaberger Posamentirgewerbe das ältere und bereits lebenskräftigere war. Die Herstellung gewirkter Borten ist die älteste Manufaktur von Annaberg, denn „von dem Borten-