— 504 — Von den 14 im Chemnitzer Industriegebiete liegenden Baum- wollenspinnereien mögen nur die Chemnitzer Actienspinnerei, die Spinnereien von Bürger & Kühne in Griesbach, E. J. Clauß in Plaue, A. und M. Meister in Erdmannsdorf und in Wiesa bei Annaberg, Tetzner & Sohn in Schweizerthal, Trübenbach in Dorsschellenbach, Weißbach & Sohn in Flöha genannt werden. Die Chemnitzer Actienspinnerei, mit Dampfmaschinenbetrieb von ca. 800 Pferdekräften, hat 63 000 Water= und Mulespindeln mit ca. 2000 Zwirnspindeln in ihrem Hauptetablissement und ca. 18000 Spindeln in der Filiale an der Annaberger Straße. Die Nähfadenfabrikation konnte nur mit Anstrengung das vaterländische Gebiet behaupten und erst in der letzten Zeit der englischen Concurrenz mit Erfolg entgegentreten. Das Bleichen von Garn hat ganz bedeutend abgenommen, be- sonders seit die Mode der bunten Strümpfe aufgekommen ist. Nur in Hohenstein, Lichtenstein, Hüttengrund, Hermsdorf, Wüstenbrand, Reichenbrand bleicht man noch Garne zur Waffeldeckenweberei. Die Wollspinnerei, welche die Verspinnung der Schafwolle bewirkt, und zwar entweder zu Streichgarn, oder zu Kammgarn, hat sich naturgemäß überall da niedergelassen, wo die Weiterverarbeitung des gewonnenen Productes Fuß gefaßt hat. Diese ist in Bezug auf ihre geographische Lage nur zu einem Theile in dem Hauptterritorium der Spinn= und Webeindustrie inbegriffen, zu einem ebenso großen sporadisch verstreut, da die Verarbeitung der Wollgespinnste vorwie- gend den Städten und nur ausnahmsweise den Dörfern und ihrer Bevölkerung anheim fällt. Man unterscheidet Streichwollen= und Kammwollengarne. Die Streichgarnspinnerei erzielt einen rauhen, kurzen und krausen Wollen- faden; die Wolle soll ihre natürliche Kräuselung behalten, der Faden ein möglichst rauhes, wolliges Ansehen erhalten, die Oberfläche des Gewebes die Eigenschaft, sich durch Walken zu verdichten und zu ver- filzen. Das Streichgarn, bei dessen Anfertigung die Wolle gerissen, wiederholt gekrempelt, in zwei verschiedenen Abschnitten vorgesponnen und zuletzt feingesponnen wird, verwendet man in der Tuch-, Flanell-, Stoff= und Strumpffabrikation. Die aus Wolle und Baumwolle gemischten Vigognegarne werden in der Strickerei und Strumpfwirkerei verbraucht; die aus Lumpenwolle angefertigten Mungo= und Shoddy- garne dienen zur Anfertigung geringer, wenig haltbarer Wollen= und Halbwollenstoffe. (J. D. Fischer, Die Streichgarnspinnerei.) Die Kammgarnspinnerei fertigt die harten, zum Theil glänzen- den Wollenfaden für die Zeugweberei aus der langen und glatten Wollfaser; doch auch buntes Webergarn, Krempelwolle und gemischtes