— 506 — Gespinnst sogar von dem erzgebirgischen übertroffen. Man fertigt gezwirnte Garne für Phantasiearktikel, Strumpf- und Stoffwaaren, ebenso für Tricotwaare, doch auch andere einfache Gespinnste. 65. Die Weberei. Die Leinenweberei, welche den Ausgang aller Weberei bildet, wurde bei den sorbenwendischen wie bei den germanischen Stämmen als Hausweberei betrieben, welche den Ueberschuß der ge- wonnenen Gewebe auf den Markt brachte, bis auch hier ein beson- deres Gewerbe der Weber entstand, welches schon im frühen Mittel- alter für die Herstellung der einfachen, leinenen Bekleidungsstoffe sorgte. Die Leinenweberei entwickelte sich bedeutend, und selbst die unruhige und kriegerische Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts ver- mochte nicht, ihr Abbruch zu thun; aber der den Wohlstand des deutschen Reiches vernichtende dreißigjährige Krieg brachte auch hier unersetzliche Verluste. Zählte man vor dem Kriege 250 Leineweber- meister in Chemnitz, so gab es lange nach seiner Beendigung, 1690, erst wieder 80. Im 18. Jahrhundert stieg die Zahl der Weber. 1726 zählte man 300, 1738 schon 550 Meister mit 2000 Web- stühlen. 1803 bestand die Innung der Chemnitzer Zeug= und Lein- weber aus 1110 Meistern, 908 Gesellen, 201 Lehrlingen. 1757 wurden über 40 000, um 1780 gegen 50 000, 1790 gegen 60 000 Stück Kattun, Piqué, Wallis, Bettdecken u. s. w. jährlich gestempelt und vergeben. Im 16. Jahrhundert kam die Barchentmanufactur auf. Viele Niederländer, besonders Antwerpener, wanderten 1539 in Chennitz und Leipzig ein, um den Peinigungen Alba's zu entgehen; auch Ar- beiter aus dem deutschen Reiche wurden herbeigezogen und Kurfürst August förderte und unterstützte das Unternehmen, welches jedoch erst Anfang des 17. Jahrhunderts in Schwung kam. Die Tuchmacherei, welche im 16. Jahrhundert sich bedeutend entwickelt hatte, so daß 1608 sich 240 Meister mit 100 Gesellen mit derselben nährten, wurde durch den dreißigjährigen Krieg vollständig zu Grunde ge- richtet. Dieses älteste Gewerbe der Stadt ging ein und die vormals tonangebende Innung verlor sich in anderen Erwerbszweigen. Anfang des 17. Jahrhunderts hatten die Chemnitzer Leineweber angefangen Canevas und Köper sowie Barchent zu weben, kurze Zeit darauf auch Rasche, wegen welcher die Tuchmacher einen Proceß an- fingen, der im Jahre 1723 auch glücklich zu Gunsten der Tuchmacher entschieden wurde. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts wurden über-