schonend übergangen, und auch nach dem Kriege verschmähte Gnei- senau, um der Bundesfreundschaft willen, hochherzig jeden Feder- krieg, obgleich die unaufrichtigen Erzählungen des Briten sein reiz- bares militärisches Ehrgefühl geradezu zum Widerspruche heraus- forderten. Erst zwanzig Jahre später wurde durch ein nachgelassenes Geschichtswerk von Clausewitz, der unzweifelhaft die Mitteilungen seines Freundes Gneisenau benutzt hatte, die geheime Geschichte dieses Feldzuges aufgeklärt. In jenem Augenblicke vollends lag dem kühnen Manne nichts ferner als ein unfruchtbares Hadern um vergangene Fehler; er meldete dem König, eine Schlacht mit geteilten Kräften sei jetzt nicht mehr möglich, und traf sofort seine Vorbereitungen für die Vereinigung mit dem englischen Heere. Die Stimmung im Hauptquartiere ward mit jeder Stunde zuversicht- licher, da die zuwartende Haltung des Feindes deutlich bewies, daß das Ergebnis des 16. Juni zwar eine verlorene Schlacht, aber keine Niederlage war. Blücher fühlte sich des Erfolges völlig sicher; er wollte, falls Napoleon die Engländer nicht angriffe, selber mit Wellington vereint dem Feinde alsbald die Schlacht anbieten und hieß das wilde Regenwetter, „unseren alten Alliierten von der Katz- bach“, hochwillkommen. Der russische Militärbevollmächtigte Toll kam übel an, als er für nötig hielt, diese stolzen Preußen zu trösten und beschwichtigend sagte, die große Armee unter Schwarzenberg werde alles wieder gutmachen. Blüchers Adjutant Nostitz erwiderte scharf: „ehe Sie zu Ihrem Kaiser zurückkehren, ist entweder der belgische Feldzug ganz verloren oder wir haben die zweite Schlacht gewonnen, und dann brauchen wir Eure große Armee nicht mehr!“ Auf Blüchers Anfrage erklärte sich der englische Feldherr bereit, am 18. an der Brüsseler Straße eine neue Schlacht anzunehmen, wenn er auf die Hilfe von etwa 25000 Preußen zählen könne. Der Alte erwiderte, er werde kommen und hoffentlich mit seiner ganzen Armee. Nach einem kurzen glänzenden Reitergefechte, wo- bei Lord Uxbridge mit den Reesen der englischen Gardekavallerie die französischen Lanciers buchstäblich niederritt, ging Wellington am Nachmittage nordwärts zurück und versammelte sein Heer bei 190