tiges Wirken spürt jeder Deutsche selbst in den Gewohnheiten des Alltags, im Münzenaustausch des Marktes. Wir alle können ohne das Reich nicht mehr leben, und wie stark der Reichsgedanke die Herzen durchglüht, das zeigt uns die dankbare Liebe, welche den ersten Reichskanzler über die Bitternis seiner alten Tage zu trösten sucht. In meiner Jugend sagte man oft: wenn die Deutschen Deutsche werden, gründen sie das Reich auf Erden, das der Welt den Frieden bringt. So harmlos empfinden wir nicht mehr. Wir wissen längst: das Schwert muß behaupten, was das Schwert gewann, und bis an das Ende aller Geschichte wird das Männerwort gelten: ##& #c HGeckhe#r#, durch Gewalt wird Gewalt überwältigt. Und doch liegt ein tiefer Sinn in jenen alten Versen. Wie der Kampf um Preußens Dasein, der Sieben- jährige Krieg, zugleich der erste europäische Krieg war, wie unser Staat die beiden alten Staatensysteme des Ostens und des Westens zu einer europäischen Staatengesellschaft vereinigte, so hat er auch, enddlich erstarkt, als ein Land der Mitte, durch ein Vierteljahr- hundert voll gefährlicher diplomatischer Reibungen dem Weltteil den Frieden geboten, nicht durch das Heilmittel der Friedens- schwärmer, die Abrüstung, sondern durch das genaue Gegenteil, die allgemeine Rüstung. Deutschlands Beispiel erzwang, daß über- all die Heere zu Völkern, die Völker zu Heeren, mithin die Kriege zum furchtbaren Wagnis wurden; und da noch kein Franzose je behauptet hat, daß Frankreich allein seinen alten Raub mit den Waffen wiedergewinnen könne, so dürfen wir vielleicht noch einige friedliche Jahre mehr erwarten. Unterdessen verwächst unsere West- mark langsam aber unaufhaltsam mit dem alten Vaterlande, und die Zeit wird kommen, da die deutsche Bildung, die ihre Stätten so oft verändert hat, in ihren ältesten Heimatlanden wieder die volle Herrschaft erlangt. Und nach so mancher schmerzlichen Enttäuschung ist uns jüngst doch ein Werk gelungen, wie es nur einem großen, einigen Volke gelingt. Es war doch ein guter Tag, als die Wasser- straße zwischen Nord= und Ostsee erschlossen wurde und die Deutschen am schwäbischen Meere ihren Brudergruß zur fernen Küste sandten. 233