ist von allen politischen Institutionen die einzige, welche die Bürger als Bürger zusammenführt, im Heere allein fühlen sich alle Söhne des Vaterlandes geeint. Nach den Erfahrungen, die wir im neuen Deutschen Reiche gemacht haben, wird hierüber jetzt wenig mehr gestritten werden. Das deutsche Heer ist unzweifelhaft das aller- realste und wirksamste Band der nationalen Einheit geworden, ganz gewiß nicht, wie man früher hoffte, der deutsche Reichstag. Der hat vielmehr dazu beigetragen, daß die Deutschen wieder sich gegenseitig zu hassen und zu verleumden begannen. Das Heer aber hat uns zu praktischer Einheit erzogen. Weil es den Gedanken der Staatseinheit für die Masse des Volkes am greifbarsten verwirklicht, darum ist auch die Monarchie für die Leitung des Heerwesens besonders geschickt, hier ist der König der natürliche Feldherr. Gerade die größten Fürsten haben stets ihre ganze Kraft eingesetzt für das Heer; das zeigt die Ge- schichte an den Oraniern, den Wasas, den Hohenzollern. In Republiken dagegen mit ihrem unvermeidlichen häufigen Wechsel der obersten Behörde ist die Verbindung des Regiments im bürger- lichen Staate mit der Kriegsherrlichkeit viel schwieriger, ja geradezu mit mannigfachen Gefahren verbunden. Wir haben gesehen, wie ein siegreicher Feldherr an sich schon dem Bestande des Staates gefährlich werden kann, denn immer wird das Wort des Dichters gelten: „Ein König aber, einer, der es ist, ward nie besiegt noch als durch seinesgleichen.“ Auch wer das Heer als ein Ubel ansieht, muß es jedenfalls als ein notwendiges Übel betrachten; wenn der Staat selber not- wendig und vernünftig ist, so folgt auch, daß er sich anderen Staaten gegenüber zu behaupten hat. Wir werden aber noch sehen, daß eine tüchtige und kräftige Ausrüstung des Heeres auch das Fundament politischer Freiheit ist, daß mithin die Staaten gar nicht zu beklagen sind, die ein starkes, geordnetes Heerwesen besitzen. Gerade auf diesem Gebiete hat die dem Leben entfrem- dete Theorie beständig lächerliche Niederlagen erlitten durch die Macht der Tatsachen. Alle Welt, die sich freisinnig nennt, redet 237