300 253. König Maximilian I. von Bayern. In Paris angekommen, wollte Napoleon der Krone zu Gun- sten seines Sohnes entsagen. Sein Anerbieten wurde nicht an- genommen. Von Alllen verlassen, versuchte er nach Amerika zu entfliehen. Allein auch dies gelang ihm nicht. Da bestieg er ein Schiff, um sich unter englischen Schutz zu stellen. Aber für den Geächteten gab es kein Recht mehr. Als gemeinsamer Gefangener der Allürrten wurde er nach St. Helena gebracht! „Der General Bonaparte muß Europa für immer verlassen!“ — lautete der klusspruch der europäischen Mächte. Von wenigen Getreuen begleitet, langte der Mann, dem einst Könige gehorchten und vor dem Europa zitterte, an seinem Verbannungsort an. Obwohl in strenger Haft und abgeschie- den von der Welt, blieb er unbeugsam standhaft und fühlte sich auch jetzt noch als Kaiser. Er starb am 5. Mai 1821. Erst im Jahre 1840 wurde seine Asche nach Frankreich gebracht. Nach der Schlacht von Waterloo zogen die Verbündeten zum zweiten Male nach Paris. Ludwig XVIII. wurde zurück- geführt und der zweite Pariser Friede geschlossen. (1815). Diesmal verfuhren die Allürten nicht so nachsichtig gegen Frank- reich wie das erste Mal. Es mußte einen großen Theil des linken Rheinufers an Deutschland abtreten, 700 Millionen Franken Kriegs- entschädigung zahlen und alle geraubten Kunstschätze, welche wäh- rend der Kriege nach Paris geschickt wurden, herausgeben. 253. König Maximilian l. von Bayern (1799 — 1825). Wer in Bayern gewesen ist, als Maximilian Joseph das Land regierte, oder wer noch jetzt dahin kommt, der wird von diesem Könige Vieles vernehmen, worüber er sich freuen kann. Er war aber auch recht die Freude und der Hort seiner Unterthanen, und diese liebten ihn, wie Kinder ihren Vater lieben. Auch war er jedem zugänglich, und wer mit Thränen des Kummers bei ihm eintrat, der kam mit Thränen der Dankbarkeit von ihm heraus; denn auch wo er mit Thaten nicht helfen konnte, half er mit tröstenden Worten, die von dem Munde eines Königs noch besser zu Herzen gehen, als von andern. Schon ehe er hoffen konnte, König von Bayern zu werden, galt Maximilian für den besten Mann im Lande und gewann die Herzen Aller, die ihm nahe kamen. Was aber gar oft geschieht, daß, wenn Stand, Macht und Reichthum wächst, das Herz sich zusammenzicht, und wenn der aäußere Mensch sich erhebt, der innere niedersinkt: das widerfuhr dem guten Max Joseph nicht; sein Herz blieb, wie es gewesen war, ehe die Krone sein Haupt schmückte, und der Strom menschlicher Gefühle ergoß sich bei ihm noch reicher