— 11 — Im Anschluß an diese Note mehren sich die Aktenstücke, die von der Abdankung des Kaisers und des Kronprinzen handeln. Ob Wilson die Abdankung als Voraus- setzung bezeichnen will, geht nach der Auffassung des Auswärtigen Amts aus dem Text nicht klar hervor (Nr. 96), wohl aber verstärkt sich der Eindruck, daß die Abdankung, wenn sie freiwillig und vor der Entgegennahme der Waffenstillstandsbedingungen ge- schähe, die Verhandlungen erleichtern und klären würde (Nr. 77, 78, 94, 95, zu vgl. Nr. 59). Uber diese Frage ist mehr gesprochen, als schriftlich niedergelegt worden; die Dokumente sind daher nur lückenhaft. Ferner wird die Frage des Rücktritts von Hindenburgs und namentlich Luden- dorffs in diesem Lusammenhange erwogen. Die Frage verquickt sich mit dem Ver- langen des Kabinetts, noch andere Generale zu hören, ein Verlangen, das bisher wegen der Rücktrittsandrohung Ludendorffs immer wieder zurückgestellt worden war. Luden- dorff lehnt die Anhörung nochmals energisch ab (Nr. 82). In der Nachmittagssitzung vom 26. Oktober teilt von Payer mit, daß der Kaiser das Entlassungsgesuch Ludendorffs angenommen, dagegen Hindenburg bewogen habe, im Amte zu bleiben (ebenda). In dieses Stadium fällt die Mitteilung, daß Wien um einen Separatfrieden nachgesucht habe (Nr. 83, d4). Die deutsche Antwort an Wilson wird abgesandt (Nr. 85). Am 28. Oktober treffen die Generale von Mudra und von Gallvitz ein (Nr. 86). Sie äußern sich in dem Sinne, daß man noch die letzten Mittel zeigen müsse, um zu beweisen, daß es noch nicht zu schlecht stehe. Die ihnen während der Sitzung eröffnete Mitteilung von dem Sonderschritt Osterreichs ruft allerdings schwere Besorgnis und Zweifel an der Möglichkeit eines ernsteren Widerstandes hervor. Ein vergeblicher Austausch von Telegrammen mit Wien zur Verhinderung des Sonderfriedens und die Mitteilung von dem Waffenstillstand der Türkei folgen (Nr. 87 bis 92). Am 5. November erstattet der neue Ersie Generalquartiermeister Generalleutnant Gröner ein ausführliches Gutachten (Nr. 100). Inzwischen erlebt die ruhige Politik der konsequenten Fortführung des am 3. Oktober unwiderruflich ein- geleiteten Schrittes noch einen wichtigen Erfolg: Die Lansingsche Note trifft ein, in der ausdrücklich mitgeteilt wird, daß die alliierten Regierungen für den endgültigen Friedensvertrag die Wilsonschen Punkte mit zwei bestimmt bezeichneten Ausnahmen ebenfalls angenommen haben (Nr. 101). Es folgt der Abschluß des Waffenstillstandes (Nr. 102 bis 110). Die Be- dingungen für den Stillstand der Kämpfe sind maßlos. Aber eine Ablehnung ist nicht möglich. Der am 3. Oktober beschrittene Weg muß zu Ende gegangen werden. Nachdem einmal die deutsche Regierung auf Veranlassung der Obersten Heeresleitung damals selbst die Punkte Wilsons als ernsthafte Grundlage des Friedens bezeichnet und angenommen hatte und nachdem auch die Gegner sich auf diese Punkte verpflichtet haben, sieht das deutsche Volk den Krieg als abgeschlossen an. Wilson ist der populärste Mann im ganzen Lande, und trotz aller Entrüstung über die Härte des Waffenstillstandes hofft das Volk auf die Gestaltung des endgültigen Friedens nach unparteiischer Anwendung seiner Sätze. Jeder Versuch einer Hinausschiebung wäre jetzt dem Strom entgegengelaufen; wo die Mannschaften einen solchen Versuch vermuten, erheben sie sich. In diesem Stadium bestehen keine Meinungsverschiedenheiten mehr mit der Obersten Heeresleitung. Am 10. November funkt diese mit der Unterschrift Hindenburgs gleichzeitig nach Berlin und an die mit Foch verhandelnde Waffenstillstandskommission, in welchen Punkten versucht werden muß, Erleichterungen zu erreichen (Nr. 107). Das Telegramm endet mit den Worten: 3½