unsrer Bataillone von rund 800 im April auf rund 540 Ende September. Auch diese Zahl ließ sich nur durch Auflösen von 22 Infanterie-Divisionen — 66 Infanterie- Regimentern halten. Die bulgarische Niederlage fraß weitere sieben Divisionen. Es besteht keine Aussicht, die Stärken auf größere Höhen zu bringen. Der laufende Ersatz, Wieder- genesene, Ausgekämmte, wird nicht einmal die Verluste eines ruhigen Winterfeldzuges decken. Nur die Einstellung des Jahrganges 1900 wird die Bataillonsstärken einmalig um 100 Köpfe erhöhen. Dann ist unsere letzte Menschenreserve verbraucht. Die Verluste der im Gange befindlichen Schlacht sind, wie gesagt, über Erwarten groß, besonders an Offizieren. Das ist ausschlaggebend. Die Truppe ver— langt mehr denn je, soll sie halten oder angreifen, das Beispiel ihrer Offiziere. Die Offiziere mußten und haben sich rückhaltslos eingesetzt und geopfert. Die Regiments- kommandeure und höheren Führer kämpften mit in den vordersten Linien. Nur ein Beispiel: Eine Division verlor in zwei Kampftagen ihre sämtlichen Offiziere, tot oder verwundet, drei Regimentskommandeure tot. Der geringe noch vorhandene Stamm an aktiven Offizieren ist zusammengeschmolzen. Der Aufbau der aus dem Großkampf kommenden Divisionen ist kaum noch durchführbar. Das gleiche wie vom Offizier= gilt vom Unteroffizierkorpgs. Der Feind ist durch die amerikanische Hilfe in der Lage, seine Verluste zu ersetzen. Die amerika- nischen Truppen als solche sind nicht von besonderem Wert oder gar den unserigen über- legen. Wo sie durch Masseneinsatz anfängliche Erfolge erzielten, wurden sie trotz ihrer Übermacht abgewehrt. Entscheidend wurde aber, daß sie weite Frontstrecken übernehmen konnten und dadurch dem Engländer und Franzosen die Möglichkeit gaben, eigene kampfgewohnte Divisionen freizumachen und sich fast unerschöpfliche Reserven zu schaffen. Bis jetzt reichten unsere Reserven aus, um die Lücken zu füllen. Die Eisenbahn brachte sie rechtzeitig heran. Unerhört schwere Anstürme wurden abgewiesen. Die Kämpfe wurden als von bisher nicht dagewesener Schwere geschildert. Nun gehen unsre Reserven zu Ende. Greift der Gegner weiter an, so kann es die Lage fordern, daß wir auf großen Frontstrecken kämpfend ausweichen. Wir können auf diese Art den Krieg noch auf absehbare Jeit weiterführen, dem Gegner schwere Verluste beibringen, verwüstetes Land hinterlassen, gewinnen können wir damit nicht mehr. Diese Erkenntnisse und Ereignisse ließen in dem Generalfeldmarschall und General Ludendorff den Entschluß reifen, S. M. dem Kaiser vorzuschlagen, zu ver- suchen, den Kampf abzubrechen, um dem deutschen Volk und seinen Verbündeten weitere Opfer zu ersparen. Ebenso wie unfre große Offensive vom 15. Juli sofort eingestellt wurde, als ihre Fortführung nicht mehr im Verhältnis zu den zu bringenden Opfern stand, ebenso mußte jetzt der Entschluß gefaßt werden, die Fortsetzung des Krieges als aussichtslos aufzugeben. Noch ist hierzu Jeit. Noch ist das deutsche Heer stark genug, um den Gegner monatelang aufzuhalten, örtliche Erfolge zu erringen und die Entente vor neue Opfer zu stellen. Aber jeder Tag weiter bringt den Gegner seinem Jiel näher und wird ihn weniger geneigt machen, mit uns einen für uns erträglichen Frieden zu schließen. Deshalb darf keine Jeit verlorengehen. Jede 24 Stunden können die Lage ver- schlechtern und dem Gegner Gelegenheit geben, unsre augenblickliche Schwäche klar zu erkennen. Das könnte die unheilvollsten Folgen für die Friedensaussichten wie für die militärische Lage haben.