— 95 — Nr. 69. Briefauszug. Bern, den 12. Oktober 1918. Hochzuverehrender Herr Staatssekretär! Das einzige, was zunächst wieder große Komplikationen schaffen könnte, wäre die womöglich gerade jetzt erfolgende Versenkung eines Schiffes mit amerikanischen Passagieren usw. durch ein U-Boot. Bei dem Pech, das unsere Marine nun einmal hat, erscheint dieser Fall nicht unmöglich. Ein entsprechendes Telegramm ist gestern von Herrn Gesandten an das Auswärtige Amt abgegangen. Euer Exzellenz ergebenster X. Nr. 70. Delegramm. Berlin, den 12. Oktober 1918. An die Gesandtschaft Bern. E. E. können dem Betreffenden vertraulich mitteilen, daß die Kaiserliche Regierung bereits den Versuch gemacht hat, ihren Seestreitkräften den Befehl zukommen zu lassen, von Versenkungen an der amerikanischen Küste nunmehr abzusehen. Dafür, daß die Weisung unsere Uc-Boote rechtzeitig erreicht, könne angesichts der technischen Schwierigkeiten der Befehlsübermittlung allerdings keine Garantie übernommen werden. gez. Staatssekretär. Nr. 71. Telephonat vom 16. Oktober 1918, 7 Uhr 1 Minute abends. Gegeben Presseabteilung Dresden. Hier wird eine Meldung vorgelegt folgenden Inhalts: Die englische Regierung behauptet, sie habe Beweise in der Hand, wonach die Torpedierung der Leinster erfolgt sei auf Grund von Befehlen, die die Versenkung von Passagierdampfern in dortigen Gegenden angeordnet haben, und zwar nach Einleitung des deutschen Friedens- schrittes. Diese Beweise seien dem Präsidenten Wilson, bevor er seine Antwort ge- geben habe, zur Verfügung gestellt worden. Auswärtigem Amt zur Kenntnisnahme ergebenst übersandt. Ich habe aus guter Quelle gehört, daß ungefähr vor 14 Tagen ein Befehl zur Verschärfung des U-Boot-Kriegs an die Marine ergangen sei. gez. Solf. Nach Mitteilung des Admiralstabes (Kapitän Horn) entbehrt anliegende Mit- teilung jeder Begründung. Seiner Exzellenz Herrn Unterstaatssekretär von Stumm vorzulegen. gez. Haniel.