Von der Anhörung der Generale bis zur vierten Note Wilsons. Nr. 86 bis Nr. 101. Nr. 86. Staatssekretärsitzung vom 28. Oktober 1918 vorm. 10 Uhr. Anwesend: Ernzellenzen vpvon Payer, Friedberg, Graf Rödern! von Mann, Groeber Scheidemann, Erz- berger, Trimborn, Wahnschaffe; Geheimräte Simons, von Schlieben, von Stumm. Es erscheinen die Generale von Mudra und von Gallwitz. · von Payer: Wir haben das selbstverständliche Bedürfnis, in diesen kritischen Tagen von verschiedener sachverständiger Seite zu hören, wie wir die Lage aufzufassen haben. Wir möchten bitten, über die militärische Lage, Stimmung und ganze Situation im Heere sowie über die Meinung der Herren Auskunft zu erhalten, ob wir überhaupt und mit welcher Aussicht auf Erfolg weiterkämpfen können. von Gallwitz: Die Armee hat in den monatelangen Kämpfen natürlich gelitten. Fortgesetzte Offensiven und rückwärtige Bewegungen haben sie angegriffen. Die Kopf- zahl der einzelnen Verbände ist stark zurückgegangen. Gleichwohl haben diese ge- schwächten Divisionen in letzter Jeit noch sehr guten Widerstand geleistet, die geringe Zahl der Kämpfer tritt in der Defensive weniger in die Erscheinung wie bei Offen- siven; zu solchen Kampfhandlungen seien wir augenblicklich nicht befähigt, wohl aber zu nachhaltiger Abwehr. Der Gegner sei uns sehr überlegen. Er werde auch militärisch sehr gut geführt. Andererseits habe unsere Truppe zahlreiche Beispiele von persönlicher Tapferkeit und zähem Widerstand gegeben. Der Franzose sei selbst auch sehr geschwächt. Seine Einheiten wären verringert. Der Engländer sesi zahlenmäßig besser daran, aber auch seine Angriffskraft sei stark gesunken. Der Amerikaner sei besonders frisch und zahlenmäßig sehr stark. Er habe auch vorzügliches Menschenmaterial in den ersten Kampfhandlungen eingestellt. Leute in den zwanziger Jahren. Diese guten Divisionen hätten aber ganz kolossale Verluste erlitten. Der Amerikaner empfindet das. Seine Stimmung sei daher nicht begeistert. Sein politisches Verständnis sei erschreckend gering, aber es seien urwüchsige frische Leute in den besten Jahrgängen. Aber es wäre anzu- nehmen, daß die Ersatztransporte jetzt die älteren Jahresklassen bringen würden. Der Amerikaner sei ein sehr zu schätzender Gegnerj; seine Angriffskraft habe aber jetzt nach großen Verlusten sehr nachgelassen. Er werde aber nach Ergänzung zweifellos zu neuen Stößen vorgehen. Unsere Kräfte haben zweifellos gut gehalten. Es steckt also in unserer Truppe noch ein guter Kern und noch sehr viel Elemente, die widerstandsfähig sind. Aber die moralische Einwirkung aus der Heimat hat sich sehr ungünstig bemerkbar gemacht; be- sonders die Länge des Krieges und die Lage der Verwandten in der Heimat habe ungünstig auf die Widerstandskraft der Truppe eingewirkt. Ebenso habe oft der Heimatsurlaub schlecht gewirkt. Die Leute seien oft in schlechterer Stimmung aus der Heimat zurückgekommen als sie dahingegangen seien. Ungünstig habe sich auch bemerkbar