— 112 — Nr. 89. Delegramm. Hofzug, den 30. Oktober 1918. An des Kaisers von Österreich, Apostolischen Königs von Ungarn Majestät. Mit Bewegung habe Ich Dein Telegramm über den Antrag zum Waffenstill. simd an Italien gelesen. Ich bin überzeugt, daß Deine Deutsch-Osterreicher, an der Spitze der Kaiserliche Herr, sich wie ein Mann gegen schmachvolle Bedingungen er- heben werden und danke Dir dafür, daß Du Mir dies noch besonders versicherst. In treuer Freundschaft gez. Wilhelm. Nr. 90. Delegramm. Wien, den 3. November 1918. Der deutsche Botschafter in Wien telegraphiert an das Auswärtige Amt. Die Waffenstillstandsbedingungen sind von der Kaiserlichen Regierung ange- nommen worden. Die Regierung hat dabei die Hoffnung hinzugefügt, daß die Entente Böhmen nicht zum Durchmarsch gegen das Deutsche Reich benutzen werde. Dieser Zusatz wird auf die Entente schwerlich Eindruck machen. Da die Bedingungen noch nicht veröffentlicht sind, ist eine Stellungnahme der Deutsch-LSsterreichischen Regierung noch nicht erfolgt. Soweit bekannt, sehen die Waffenstillstandsbedingungen die Räu- mung bis zum Brenner, die Auslieferung der Hälfte der Artillerie, die Demobilisation bis auf 20 Divisionen, die Besetzung aller strategisch wichtigen Punkte, die Ubergabe der Eisenbahnen, die Entfernung der reichsdeutschen Truppen innerhalb von 15 Tagen vor. gez. Wedel. Nr. 91. — Wien, den 3. November 1918. Kaiserlich deutsche Botschaft. Durch Feldjäger. Vertraulich. Gestern wurde der deutsche Staatsrat nach Schönbrunn berufen. Wie mir Staatssekretär Dr. Adler erzählt, hat der Kaiser dem Staatsrat die Waffenstillstands- bedingungen vorgelesen und dann in längerer Rede gesagt, dieselben verstießen gegen seine Ehre und seien unannehmbar. Die Rede habe aber in die Erklärung ausgeklungen, annehmen müsse man sie aber doch. Iweck der Berufung sei gewesen, die Justimmung des Staatsrats zu erhalten, um denselben mitverantwortlich zu machen. Er habe sich aber gehütet, in diese Falle zu gehen.