geisterung aufgenommen. Der König war ein sehr sympathischer, ungemein beleibter und jovialer Mann mit einem Riesenschnurrbart. Ihm zu Ehren fand auch in Potsdam eine große Parade statt, an der ich mit meinem Bruder Heinrich ebenfalls teilnahm. Die be— deutende Persönlichkeit des Einigers Italiens hinterließ noch lange einen tiefen Eindruck am Berliner Hofe ebenso wie im Volke. Den ersten Stapellauf in meinem Leben sah ich am 22. November, einen Tag nach dem Geburtstage meiner Mutter, auf der Vulkan— werft in Stettin. Es war das erste deutsche Panzerschiff, das in Deutschland erbaut worden war, das Turmschiff „Preußen“, es er— hielt später die Schwesterschiffe „Friedrich der Große“ und „Großer Kurfürst“. Meine Mutter vollzog den Taufakt bei heftigem Schnee- gestöber, dann glitt das Schiff mafjestätisch zu Wasser. Wie alle, die zum erstenmal einen Stapellauf erleben, war auch ich hinge- rissen von dem Anblick. Zugleich erfüllte mich das Bewußtsein mit großem Stolz, daß wir nun in Deutschland so weit waren, selber Schiffe zu bauen, und nicht mehr auf ausländische Firmen ange- wiesen blieben. LX. «Den ganzen Herbst (1873) hindurch und den ganzen Winter akkumulierte sich der Unterricht immer mehr bis 7 oder 8 Uhr abends, daß ich kaum eine Stunde zum Ausgehen hatte. Dies ging im Frühfahr und ersten Teil des Sommers (1874) auch so, nur in den Hundstagen wurde die letzte Ruhepause gemacht und zu einer Reise nach Scheveningen in Holland benutzt., (Lebenslauf.) Die Scheveninger Zeit erhielt ihr Gepräge durch die angespannte Vorberektung auf meine Einsegnung. Den Konfirmationsunterricht gab mir seit September 1872 der Prediger Perstus von der Heiligen Geistkirche in Botsdam, ein Sohn des verstorbenen Hof= und Oberbau- rates König Friedrich Wilhelms IV. und Bruder des mir schon früher 89