8 S. Ruge: Das sächsische Land. zeit, I. 173.) Unter den Herzögen und deutschen Königen Heinrich I. und Otto I. standen die von ihnen gegründeten Marken, so namentlich — für unser Thema wichtig — die Mark Meißen. Westlich davon entwickelte sich im 11. Jahrhundert aus den Reichs- Domänen an der oberen Elster und Saale das von kaiserlichen Vögten ver- waltete Vogtland, die Terra advocatorum, deren Verwalter bald erbliche Fürsten wurden. Das mächtige sächsische Herzogtum brach aber 1180 bei dem Sturze Heinrich des Löwen mit einem Male zusammen. Die ein- zelnen Teile lösten sich unter besonderen Namen ab und der Titel eines Herzogtums Sachsen beschränkte sich nun, mit merkwürdiger Verschiebung, auf die Besitzungen des Grafen von Askanien (hier knüpft scheinbar die Sage von Askanius und Aschanes an), Bernhard, der, ein Sohn Albrecht des Bären, mit seinen Erblanden an der obern Elbe um Wittenberg auch Lauen- burg gewann und unter dem Namen eines Herzogtums Sachsen vereinigte. Seine Nachkommen erhielten die Kurwürde; aber das Geschlecht starb 1422 aus und nun erhielt Markgraf Friedrich der Streitbare von Meißen das Land und die Kurwürde. Die Mark Meißen war seit 1089 ununterbrochen im Besitze der Wettiner gewesen; ihre Besitzungen, also namentlich auch die Mark Meißen, erhielten nun den Namen Sachsen. Zwar kommen in der Kreiseinteilung des Kaisers Maximilian noch der ober= und niedersächsische Kreis vor, aber der politische Begriff Sachsen ist im Stammlande der alten Sachsen verschollen und haftet nun an unserm Lande, das zwar von sächsischen Herzögen und Königen als deutsches Kolonial- land gewonnen, aber nicht von Sachsen besiedelt ist. Zu den beiden Haupt- gruppen unseres Gebiets, die bereits genannt sind, nämlich Vogtland und Mark Meißen, kam dann im 17. Jahrhundert im Prager Frieden 1634 noch die Lausitz hinzu, über deren Geschichte und Bevölkerung ein anderer Beitrag sich verbreiten wird. Die Dreiteilung: Vogtland, Meißen und Lausitz wird nun eingehender zu betrachten sein, wenn es sich darum handelt, den Wohnsitz des sächsischen Volks, wie es sich im Laufe der Geschichte entwickelt hat, kennen zu lernen. Zuvor aber haben wir einen Blick auf die allgemeine Lage des Landes zu werfen. Wenn man von der Mündung der Donau nach der Mündung des Rheines eine diagonale Linie durch den Rumpf Europas zieht, teilt man den Erdteil in eine gebirgige südwestliche und in eine flache nordöstliche Hälfte. Man bezeichnet den Südwesten als Faltenland, den Nordosten als Schollen- land: dort ist das Antlitz der Erde gerunzelt, in Gebirgsfalten bis zu einer Höhe von fast 5000 Metern emporgeschoben, hier, im Osten, sind die geo- logischen Schichten der Erdrinde ungestört wagerecht übereinander liegen ge- blieben. Im Faltenlande sind durch mannigfaltige Züge von Hoch= und