4. Verlauf und Formen der Besiedelung des Lundes. Von Ed. O. Schulze. A. Die sorbische Befiedelung. SIn den Stürmen der sogenannten Völkerwanderung waren die weit- gedehnten Länder zwischen Elbe, Oder und Weichsel von den Germanen verlassen. In die verödeten Gegenden drängten slawische Völkerschaften nach, aufgescheucht aus ihren alten Sitzen im innern Rußland zuerst durch die Hunnen, dann im Gefolge und unter der Herrschaft der Avaren von den Donauländern aus nach Westen fortgerissen.“) Um die Mitte des 6. Jahrhunderts setzten sich, wie die Czechen im waldumgürteten Böhmen, so die ihnen nächstverwandten Sorben in unserm Lande fest.") Durch die Besitznahme des früher thüringischen Gebietes zwischen Saale und Elbe traten sie anscheinend in gewisse Abhängigkeit zum fränkischen Reich, dem Thüringen seit 534 einverleibt war. Um 632 lösten sie diese Beziehungen und schlossen sich, oder doch ein Teil von ihnen?“*), den Czechen an, die inzwischen unter der Führung des Franken Samo das schimpfliche Joch der Avarenherrschaft abgestreift und, mit dem Frankenreich in Streit verwickelt, ein fränkisches Heer geschlagen hatten. In der nun folgenden Periode kräftigen Aufstrebens drängten Czechen und Sorben weit über die spätere westliche Grenze hinaus. Die Gebiete der benachbarten deutschen Völkerschaften verliefen damals nach Osten hin *) Dies gilt natürlich nur für diejenigen Stämme, die von der unteren Donau und. den Karpathenländern aus nach Südwesten über Carantanien, und nach Nordwesten über Böhmen und Sorabien sich ausbreiteten. *) Meine Kolonisierung 2c. S. 4 ff. u. 385 ff. *##) Unter ihrem dux Dervan. Bei dieser Gelegenheit werden zuerst ausdrücklich die „Surbii“ genannt. Fredegar, Gesta Francorum IV, 77 u. 87 (Mon. Germ. Script. rer. Merov. II. S. 159 u. 164).