7. Die Bevölkerungsgliederung. Von Robert Wutrtke. Wenn wir die geistige Entwickelung der Menschheit betrachten, so werden wir die Thatkraft, den Scharfsinn, die Erfindungsgabe einzelner großer Geister bewundern. Feldherren und Staatsmänner konnten ihrem Volke neue Bahnen weisen, Werke von Künstlern und Dichtern, die vor hunderten von Jahren geschaffen wurden, erfreuen uns heute noch, und unser ganzes geistiges Leben hängt auf das engste von der Forscherarbeit der gewaltigen Denker früherer Zeiten ab. Viel, unglaublich viel vermag der Mensch, aber eines vermag er nicht, daran scheitert der Wille des Gewaltigsten wie des Klügsten, er kann sein Geschlecht nicht ändern, sein Alter nicht besiegen. Die Natur bindet uns durch unser Geschlecht und Alter mit unwider- stehlicher Gewalt an Gesetze, die sie uns vorschreibt und denen sich keiner, er sei arm oder reich, machtlos oder mächtig, zu entziehen vermag. Geschlecht und Alter weisen uns eine bestimmte Stelle im Volke an, geben unserer Gestalt eine bestimmte Form und ziehen unserem Innenleben bestimmte Kreise. Während aber das Geschlecht von der Geburt bis zum Tode sich gleich bleibt, ändert das Alter von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag in unmerklicher Weise unser Inneres wie Außeres. Wie sich Geschlecht und Alter innerhalb eines Volkes verteilen, ist von maßgebendster Bedeutung für die staatliche Entwickelung; ein ungünstiges Ge- schlechtsverhältnis, der Mangel an produktiven Altersklassen kann einem Volke ein gut Teil seiner Kraft rauben und es in seinem Vorwärtsstreben hemmen. So lange wir eine Sozialpolitik kennen, hat man die Alters= und Geschlechts- gliederung mit besonderer Sorgfalt beobachtet. Unsere Aufgabe wird es sein, die sächsischen Verhältnisse zu untersuchen und die gefundenen Ergebnisse mit denen anderer deutschen und außerdeutschen Staaten zu vergleichen. Was die Geschlechtsgliederung betrifft, so haben wir zu fragen, wie viel Personen männlichen und weiblichen Geschlechts und auf welche Alters- klassen verteilt finden wir in Sachsen. Das Geschlechtsverhältnis wird in erster Linie von dem Geburtver- hältnis, d. h. wie viel Knaben und Mädchen jährlich geboren werden, ab- hängen; da aber jedes Geschlecht im Leben besonderen Gefahren ausgesetzt, die Sterblichkeit folglich in den verschiedenen Altersklassen nicht gleich groß